Die Wetterstation am Wasserwerk Rauschen. Foto: Stadt Heidelberg

Bereits im Juli 2020 war die erste von drei neuen, hochwertigen Wetterstationen auf dem Dach der Heidelberger Stadtbücherei in Betrieb genommen worden. Nun hat die Stadt Heidelberg die zwei weiteren Stationen am Wasserwerk Rauschen und auf dem Dach der Landessternwarte (Königstuhl) fertiggestellt. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) unterstützt das Projekt mit dem Sofortprogramm Saubere Luft finanziell. Die Federführung hat das Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie. Die Messdaten sollen unter anderem Erkenntnisse zur Ausbreitung von Luftschadstoffen und für Klimawandel-Anpassungsmaßnahmen liefern.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte ehemals eine Station auf dem Königstuhl sowie seit 1935 im Neuenheimer Feld betrieben. Letztere musste im Jahr 2012 wegen Baumaßnahmen abgebaut und die Messungen eingestellt werden. Mit der nun neu errichteten Station kann die aus klimawissenschaftlicher Sicht wichtige lange Zeitreihe, wenn auch mit einer Lücke, fortgeführt werden. Die Station auf dem bewaldeten Königstuhl liegt rund 565 Meter hoch. Im Gegensatz zu dieser steht die Station am Wasserwerk Rauschen auf freiem Feld in der Rheinebene. Sowohl die Stadtwerke Heidelberg als auch das Zentrum für Astronomie (ZAH) der Universität Heidelberg hatten die Errichtung der Anlagen befürwortet und unterstützt.

Stationen spiegeln die verschiedenen klimatischen Bedingungen im Stadtgebiet wider

An den beiden neuen Standorten werden jeweils die Windrichtung, die Windgeschwindigkeit, die Temperatur und Luftfeuchte sowie der Niederschlag erfasst. Zusammen mit der Station auf dem Dach der Stadtbücherei im Herzen der Stadt bilden die Stationen ein Nordwest-Südost-Profil. Sie spiegeln die verschiedenen klimatischen Bedingungen im Heidelberger Stadtgebiet wider. So wird beispielsweise erwartet, dass die Station auf dem Dach der Stadtbücherei oft durch den östlichen Odenwaldwind – den sogenannten „Neckartäler“ beeinflusst wird. Durch die unterschiedlichen Höhenlagen der Stationen können außerdem Inversionswetterlagen, welche einen verminderten Luftaustausch im Stadtgebiet zur Folge haben, identifiziert werden.

Die Stadt hat ausgewiesene Experten des Heidelberg Center for the Environment (HCE), in dem verschiedene Akteure aus den Umweltwissenschaften vernetzt sind und interdisziplinär zusammenarbeiten, für das Projekt gewinnen können: Prof. Dr. Alexander Siegmund von der Abteilung Geographie – Research Group for Earth Observation (rgeo) der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und Prof. Dr. André Butz vom Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg. Diese betreiben bereits eigene Messstationen im Stadtgebiet.

Alle Umwelt- und Meteorologie-Daten in Heidelberg sollen bald online gehen

In einem nächsten Schritt will die Stadt Heidelberg eine gemeinsame Datenplattform schaffen, auf der alle verfügbaren Umwelt- und Meteorologie-Daten in Heidelberg online und in Echtzeit bereitgestellt werden sollen – für die Stadtverwaltung, die Wissenschaft sowie interessierte Bürger.

Die Messstationen können wertvolle Erkenntnisse liefern: Einerseits Infos für die Stadtverwaltung und die Wissenschaft zur Ausbreitung von Luftschadstoffen durch den Verkehr oder Einzelereignissen wie Brände oder Gasaustritte, andererseits für Klimawandel-Anpassungsmaßnahmen. So soll beispielsweise anhand der Niederschlagsmesswerte die Echtzeiterfassung und Prognose von Starkregenereignissen und ihrem Schadenspotenzial verbessert werden. An der Datenplattform sind das städtische Amt für Digitales und Informationsverarbeitung sowie die Digital-Agentur Heidelberg GmbH, eine gemeinsame Gesellschaft von Stadt und Stadtwerke Heidelberg, maßgeblich beteiligt.

 

(Quelle: Stadt Heidelberg)