„Energiewende und Klimaschutz sind innerhalb der vergangenen Jahre bei der Bundesregierung ins Hintertreffen geraten: Der Ausbau von Energie aus Wind, Sonne und Biomasse wird durch einen Deckel begrenzt, die CO2-Emissionen im Verkehrssektor sind von 163 Millionen Tonnen im Jahr 1990 auf 167 Millionen Tonnen im Jahr 2017 gestiegen und eine sozialverträgliche CO2-Bepreisung wird zwar halbherzig diskutiert, jedoch nicht ambitioniert umgesetzt. Um unsere internationalen, nationalen und regionalen Klimaschutzziele zu erreichen, muss die Bundesregierung nun dringend das Ruder bei der Energiewende herumreißen und bessere und verlässliche Vorgaben für den nachhaltigen Verkehrs-, Wärme- und Stromsektor schaffen“, sagte die rheinland-pfälzische Umwelt- und Energieministerin Ulrike Höfken am 29. August 2019 beim 22. Energietag der Transferstelle Bingen (TSB).

Um die Umsetzung der Energiewende zu beschleunigen, müsse Deutschland schleunigst aus der Kohleverstromung aussteigen und die Geschwindigkeit beim Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich erhöhen. So sei eine regionalisierte Ausschreibung für die Windenergie dringend erforderlich, die innerhalb Deutschlands einen ausgewogenen Ausbau der regenerativen Stromerzeugung unterstützt, genauso wie die Streichung des 52-Gigawatt-Deckels beim Photovoltaik-Ausbau, so Höfken weiter.

„Klimaschutz ist Zukunftssicherung – das hat die klimapolitisch engagierte Jugend bereits erkannt. Um Rheinland-Pfalz bis 2050 weitgehend klimaneutral zu gestalten und unseren erfolgreichen Ausbaupfad bei den erneuerbaren Energien weiterzuführen, muss der Bund uns stärker unterstützen“, forderte die Ministerin. Jede zweite erzeugte Kilowattstunde Strom in Rheinland-Pfalz stammt bereits aus erneuerbaren Energien, bis 2030 möchte das Land seine Stromerzeugung vollständig auf Energie aus Wind, Sonne, Biomasse und Wasser umstellen.

Dezentrale Energiewende zahlt sich aus

„Die Energiewende ist nicht nur essentiell für den Klimaschutz, sondern leistet auch einen zentralen Beitrag für eine zukunftssichere Wirtschaft“, führte Höfken an. Knapp 10.500 Menschen fanden in Rheinland-Pfalz im Jahr 2016 durch den Ausbau der erneuerbaren Energien Beschäftigung. Die Umsätze von Anlagen- und Komponentenherstellern von erneuerbaren Energien sowie die Kosten für Betrieb und Wartung regenerativ betriebener Energieerzeugungsanlagen summierten sich im gleichen Jahr auf etwa 650 Millionen Euro. Den größten Beitrag zu den Umsätzen leistete die Windenergie mit rund 300 Millionen Euro.

„Gerade der Rhein-Hunsrück-Kreise zeigt: Das Ersetzen von Energieimporten durch die Nutzung heimischer regenerativer Energiequellen zahlt sich aus. So kann die Region eine jährliche Wertschöpfung von etwa 44 Millionen Euro aus Wartung und Betrieb, Pachteinnahmen sowie Grundsteuer für Erneuerbare-Energien-Anlagen generieren. Das Auftragsvolumen für das regionale Handwerk beträgt rund 105 Millionen Euro seit 1995“, erläuterte Höfken.

Die Ministerin gratulierte der Transferstelle Bingen abschließend zu ihrem 30-jährigen Bestehen und dankte den Mitarbeitern herzlich für die Organisation des Energietags. Dieser habe sich bei Wissenschaft, Politik und Praxis mittlerweile zu einer etablierten Institution der Energiewende entwickelt – in Rheinland-Pfalz und über die Landesgrenzen hinaus.