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Thomas Gebhardt ist seit Mitte November 2021 im Vorstand des Tierschutzvereins Mannheim und Umgebung e.V. Foto: privat

(eco). In einer Interview-Reihe veröffentlicht die ecoGuide-Redaktion seit Mitte November 2021 Beiträge mit Akteurinnen und Akteuren aus der Metropolregion Rhein-Neckar, die sich haupt- oder ehrenamtlich in den Bereichen Umwelt, Gesundheit oder Tierschutz engagieren. Interviewpartner im folgenden dritten Interview ist Thomas Gebhardt, 1. Vorsitzender des Tierschutzvereins Mannheim und Umgebung e.V.:

„Auch wir haben mit dem
illegalen Welpenhandel zu kämpfen“

ecoGuide: Herr Gebhardt, in 2021 gab es etliche Meldungen in den Medien, wonach die Corona-Pandemie zu einem Haustierboom und damit einhergehend letztlich auch zu vielen Tierabgaben in Heimen geführt habe. Können Sie dies für Mannheim bestätigen?

T. Gebhardt: Wir im Tierheim können zumindest eine stark angestiegene Nachfrage an Haustieren feststellen, aber gleichzeitig boomt leider auch der illegale Welpenhandel. Diese derzeit hohe Nachfrage wird sich vermutlich über längere Zeit an der steigenden Anzahl von Tierheim-Tieren niederschlagen, was wir über einen Zeitraum der nächsten zwei Jahre erwarten. Die stark angestiegene Nachfrage an Haustieren verändert allerdings nicht unsere Vermittlungskriterien.

ecoGuide: Der illegale Welpenhandel, Sie haben es gerade angesprochen, ist ein bundesweit wachsendes Problem. Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes sind bereits in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 mehr Fälle von illegalem Tierhandel bekannt geworden als im gesamten Jahr 2020.

T. Gebhardt: Auch wir haben, wie erwähnt, mit dem illegalen Welpenhandel zu kämpfen, da wir stoßweise eine größere Anzahl an Jungtieren über viele Wochen unter Quarantänebedingungen unterbringen müssen. Die in den letzten Jahren immens steigende Anzahl der Listenhunde verursacht in unserem Tierheim schon einen Platzmangel, die steigende Anzahl der illegal eingeführten Welpen verschärft diese Situation noch. Auch führte dieses lukrative Geschäft des illegalen Welpenhandels zu Einbrüchen in unser Tierheim, um bei uns untergebrachte Tiere zurück zu holen, und für viel Geld zu verkaufen.

ecoGuide: Zurzeit ist das Mannheimer Tierheim für Besucher wegen Corona leider geschlossen. Was waren oder was sind die größten Herausforderungen, die der Tierschutzverein in der Corona-Zeit zu bewältigen hatte beziehungsweise hat?

T. Gebhardt: Auch wir müssen strenge Corona-Regeln einhalten, um die Pflege und Versorgung unserer Tiere zu gewährleisten. Ein Corona-Ausbruch in unserem Team können wir uns in keinem Fall leisten.

ecoGuide: Wieviele Tiere leben derzeit bei Ihnen auf der Friesenheimer Insel?

T. Gebhardt: Derzeit beherbergen wir etwa 150 Tiere. Dies umfasst 40 Hunde, 50 Katzen, 2 Ponys, 6 Hühner, 15 Tiere auf der Reptilienstation, 9 Vögel, 12 Nager, 1 Frettchen, 1 Igel und etwa 40 Tauben in einem großen Taubenschlag mit Freiflug.

ecoGuide: Kann eine Vermittlung von Tieren im Augenblick stattfinden?

T. Gebhardt: Ja, bei der Vermittlung von Tieren gibt es keine besondere Einschränkung. Unter Einhaltung der Corona-Regeln können Interessenten nach vorheriger Terminvereinbarung und jeweils nur maximal zwei Personen gleichzeitig, zu uns kommen und sich unsere Tiere anschauen und kennenlernen. Unsere Vermittlungszahlen haben sich seit Corona nicht vermindert.

ecoGuide: Bereits vor Corona war es für etliche Initiativen immer schwieriger geworden, ihre Aktivitäten weiterzuführen, da die Zahl der Aktiven zuletzt immer kleiner geworden war. Wie ist die Situation bei Ihnen hinsichtlich der aktiven Vereinsmitglieder oder der sonstigen Helferinnen und Helfer?

T. Gebhardt: Die Anzahl der neuen ehrenamtlichen Helfer ist seit dem Ausbruch von Corona stark zurückgegangen. Was aber auch daran liegt, dass wir die strengen Corona-Regeln einhalten, d.h. unter anderem, dass sich derzeit auch nur eine geringe Anzahl von Menschen gleichzeitig auf unserem Hof aufhalten darf.

Unsere langjährigen ehrenamtlichen Helfer sind uns auch in diesen Zeiten treu, helfen uns nach wie vor zuverlässig und Corona-konform.

„Das Tierheim benötigt vor allem auch
Spenden für anstehende Großprojekte“

ecoGuide: Auf Amazon hat der Tierschutzverein eine Wunschliste mit Artikeln zusammengestellt, die das Tierheim das ganze Jahr über stets gut gebrauchen kann, wie zum Beispiel Kauknochen, Futter, Katzenbett, Papageienspielzeug oder Kaninchenhöhle. Wie kann man das Tierheim Mannheim sonst noch unterstützen?

T. Gebhardt: Das Tierheim freut sich über jede Sach- und Geldspende. Unsere Wunschliste ist für uns eine Möglichkeit, unseren Spendern zu zeigen, was wir benötigen und für was es eingesetzt wird. Aber das Tierheim benötigt vor allem auch Spenden für anstehende Großprojekte, bauliche Veränderungen, wie z.B. den Bau einer dringend benötigten Quarantänestation, welche eine große Menge an finanziellen Ressourcen verlangen.

ecoGuide: Herr Gebhardt, haben Sie vielen Dank für dieses Interview!

Die Fragen stellte ecoGuide-Herausgeber und -Chefredakteur Hardy Hohl.

 

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Spendenkonto:
Tierschutzverein Mannheim
Sparkasse Rhein-Neckar-Nord
IBAN: DE03 6705 0505 0039 1365 38

Kontakt:
Telefonzeiten des Mannheimer Tierheims:
werktags 9.00 – 11.00 und 14.00 – 16.00 Uhr
Telefon 06 21/31 11 51
www.tierheim-mannheim.de
info@tierheim-mannheim.de

 

In dieser ecoGuide-Reihe ist bisher erschienen:

02. Dezember 2021:
Interview (2) mit: Sigrid Fath, Theaterpädagogin bei der „Prima-Klima-Show“

18. November 2021:
Interview (1) mit: Guido Dahm, Geschäftsführer des Verbands für Wirtschaft und Umwelt