(eco). Es vergeht kaum ein Tag, an dem ecoGuide nicht über Erneuerbare Energien, Klimaschutz oder Klimawandel berichtet. Die Themen bewegen – so sehr, dass selbst die „Kurzen“ in den Grundschulen nicht mehr daran vorbei kommen, denn Bildung zu Energiewende sowie Erneuerbaren Energien ist auch eine wichtige Grundlage für die Akzeptanz und die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen in unserer Gesellschaft.

ecoGuide-Herausgeber und -Chefredakteur Hardy Hohl interviewte dazu die Theaterpädagogin Sigrid Fath aus Heddesheim, die mit der „Prima-Klima-Show“ auch in zahlreichen Grundschulen der Metropolregion Rhein-Neckar gastiert:

„Die Kinder lernen:
Energiesparer sind Umweltschützer“

ecoGuide: Frau Fath, innerhalb von wenigen Jahren haben Sie allein in Hessen mit der ‘Prima-Klima-Show’ rund 270 Auftritte speziell an Grundschulen, darunter beispielsweise in Lampertheim oder Viernheim, absolviert. Um was geht es bei diesen Aufführungen?

S. Fath: Wir zeigen Kindern, dass der Klimawandel menschengemacht ist, erklären kindgerecht wie und woraus Energie entsteht, wo sie verbraucht wird sowie den Zusammenhang zwischen dem Kohlendioxid-Ausstoß und dem Treibhauseffekt. Und dann schlagen wir die Brücke zur Notwendigkeit der weiteren, schnellen Erforschung regenerativer Energien. Letztlich folgt das Aufzeigen der Möglichkeit zum zukunftsorientierten Handeln eines jeden Einzelnen, ab sofort Energie zu sparen, um weniger Ressourcen zu verbrauchen.

Wir regen die Kinder dazu an, mit einfachen, alltäglichen Mitteln den Klimawandel einzudämmen, indem wir sie dafür sensibilisieren, achtsam mit dem Verbrauch von Energie umzugehen. Sie lernen: Energiesparer sind Umweltschützer.

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Sigrid Fath („Mimy Energy“) und Ralf Reichard („Professor Pfiffikus“) spielen die „Prima-Klima-Show”, eine lustige und gleichzeitig seriöse Schulstunde zum Thema Energie und Klimawandel für Grundschüler und ihre Lehrerschaft. Foto: Sylvia Osthues

ecoGuide: Durch die Show führen ‘Mimi Energy’ und der schlaue ‘Rabe Rudi’, die von dem gelehrten ‘Professor Pfiffikus’ und phantastischen Apparaturen unterstützt werden. Auf was können sich die Grundschulkinder freuen, zu denen Sie mit Ihrer Show kommen?

S. Fath: Schüler- wie Lehrerschaft können sich auf eine abwechslungsreiche und fröhliche Unterrichtsstunde freuen. Das Wissen über die Entstehung von Energie und die Notwendigkeit zur Energiewende wird lebendig vermittelt. Die Figuren ‘Mimi Energy’ und ‘Professor Pfiffikus’ sind etwas schräg angelegt, komödienhaft tollpatschig und unvollkommen. Und gleichzeitig sind beide sympathisch und liebenswert. Die Kinder schließen sie sofort in ihr Herz, solidarisieren sich mit ihnen, weil sie in viele Fettnäppfchen tappen und an manchen Stellen scheitern. Aber eines haben beide drauf: ihr Wissen um die Lage auf unserem Planeten und was es zu tun gilt!

Alles wird mittels Modellen und körperlichen Darstellungen optisch gut nachvollziehbar erklärt, mit einer herzhaften Prise Humor und guter Stimmung. So wird das Erfahrene optimistisch verarbeitet, ohne moralischen Zeigefinger. Der ‘Rabe Rudi’ beispielsweise kommt rabenschlau und liebenswert frech rüber, als Spaßvogel eben.

Uns wurde schon oft rückgemeldet, wir meisterten ein gekonntes Spagat zwischen fundierter Wissensvermittlung bei gleichzeitig hohem Spaßfaktor, so dass die lösungsorientierte Aufbereitung der ernsten Thematik nicht moralisiert im Gedächtnis der Kinder haften bleibt, sondern lustvoll zum aktiven Tun ermuntert.

ecoGuide: Die Kleinen werden auch direkt in das Theaterstück miteinbezogen?

S. Fath: Ja, so geht Unterricht! Kinder sind neugierig und springlebendig! Sie wollen und können nicht nur stillsitzen und frontal belehrt werden. Sie wollen zu Recht einbezogen sein, aktiv und bewegt mitarbeiten. Und ihre Ideen müssen gehört werden, damit nicht Lösungsansätze und Prozessideen im Keim erstickt werden. Die Kinder spüren, dass wir ihnen viel zutrauen. Das ermächtigt sie, sich stark und wirksam zu fühlen, sich etwas zu trauen und in Aktion zu treten, sich zu äußern, auch wenn ihr Wissen noch lückenhaft ist.

Beim begleitenden Quiz holen sie mit vereinten Kräften ihre Punkte und ergattern für jede Klasse eine Urkunde, die sie als Energiespar-Experten auszeichnet. Wir ermuntern die Kinder bewusst, Ungewusstes zu ergründen, um Forschung positiv in den Vordergrund zu stellen.

ecoGuide: So eine ‘Prima-Klima-Show’ ist für bis zu 160 Grundschulkinder gedacht. Bei den Aufführungen ist also ordentlich was los. Jeder Saal dürfte ziemlich energiegeladen sein!?

S. Fath: Energiegeladen, ja, das kann man wohl sagen! Besonders, wenn wir alle gemeinsam mehrfach unsere umweltfreundliche Rakete starten – ohne Verbrennung, rein mechanisch, gut hör- und sichtbar, ein koordiniertes Trampeln und verschiedenartiges Klatschen, kombiniert mit ‘Prima-Klima’-Rufen. Ein weiteres Highlight: die das Stück gemeinsam abschließende Rakete, ‘die man bis nach Amerika hören soll, damit dem Donald Trumpel die Ohren wackeln!’

„Oft führen die Schulgemeinschaften nach unserem Besuch
zum Beispiel ‘Umweltdetektive’ ein“

ecoGuide: Am Ende der etwa 60-minütigen Show sorgen die ‘Sunny-Boys’ mit einem Umwelt-Rap für gute Laune und bei einigen sicherlich auch für ein Nachklingen im Ohr. Darüber hinaus gibt es aber auch noch didaktisches Begleitmaterial für den Unterricht …

S. Fath: Ja, die Kinder verlassen manchmal den Raum mit dem Rap auf den Lippen. Die Lehrerschaft kann diesen auf meiner Webseite www.clownerie.de downloaden und damit nachbereitende Schulstunden einläuten. Und fürs Nachbereiten bekommen Kinder wie auch Lehrer obendrein das Heft „Mein kleines Energiesparbuch“.

Außerdem erhält jede Schule eine CD mit methodisch-didaktisch aufbereitetem Unterrichtsmaterial mitsamt Kopiervorlagen zu gängigen Energiethemen. Damit können sich alle weiteres Wissen zum Klimaschutz aneignen, denn wir können in einer Stunde natürlich nicht alles Wissen transportieren. Oft führen die Schulgemeinschaften nach unserem Besuch zum Beispiel ‘Umweltdetektive’ ein, weil wir das vorschlagen und als Energiespar-Tipp mit Handpuppen, musikalisch untermalt, vorstellen.

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Die Energie-Kommandozentrale der „Prima-Klima-Show“. Foto: privat

ecoGuide: Wie werden die Aufführungen in Hessen finanziert? Haben Sie Unterstützer? Was fällt an Kosten für die jeweilige Schule an?

S. Fath: Die Aufführungen in Hessen werden seit 2016 zu großen Teilen vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen getragen. Den Schulen dort entsteht lediglich ein Eigenanteil von 150 Euro pro Vorstellung, der zu 95 Prozent von Kooperationspartnern, zum Beispiel Klimaschutzmanager der Kommunen oder Landkreise, übernommen werden. Diese sind dann Schirmherren der Veranstaltung, die vor der Vorstellung Grußworte an die Zuschauerschaft richten.

Unsere Kooperationspartner unterstützen uns bei der Bewerbung in den Schulen und durch Presse-Infos. Das Netzwerk ist im Laufe der Jahre stetig gewachsen. Manche buchen uns alle zwei Jahre wieder. Wir sind auch sehr dankbar dafür, dass wir den Auftrag vom hessischen Wirtschaftsministerium, getragen von der Hessischen LandesEnergieAgentur, haben. Gerade in der Pandemie wurden wir von dort nicht fallen gelassen!

ecoGuide: In Baden-Württemberg hat die BBBank die ‘Prima-Klima-Show’ gesponsort, so dass die Show Anfang 2020 auch im Ländle, zunächst in Mannheim, an die ersten Grundschulen kam. Dann bremste Corona die Auftritte aus. Im Herbst 2021 haben Ihre Auftritte in Hessen wieder begonnen. Wo und wann sind Sie in Baden-Württemberg wieder zu sehen?

S. Fath: Im Oktober 2021 konnten wir in der Uhland-Grundschule in Mannheim mit einer Doppelveranstaltung spielen, die 2020 wegen Corona ausgefallen war. Die Schule hat bereits ihr Interesse für eine weitere Veranstaltung in 2022 angemeldet. Derzeit stehen noch Auftritte in der Vogelstang- und der Alfred-Delp-Schule in Mannheim aus. Diese sind bereits von der BBBank finanziert, wurden von der Pandemie bislang vereitelt und wollen neu terminiert werden.

Im Moment sieht es so aus, dass 2022 erstmalig Veranstaltungen auch in Heidelberger Grundschulen erfolgen sollen, in Kooperation mit der BBBank und dem Eine-Welt-Zentrum. Danach eventuell in Weinheim und weiteren Orten in Baden-Württemberg.

ecoGuide: Gibt es Planungen, auch in Rheinland-Pfalz aufzutreten?

S. Fath: Ja, da gibt es bereits Ideen. Wir sind offen, erweitern gerade unser Ensemble, um möglichst viele Anfragen bedienen zu können. Die Pandemie erschwert leider das ohnehin schwere Gewerk der freien Schauspielerei. Aber wir machen weiter: heiter.

ecoGuide: Frau Fath, vielen Dank für dieses Interview.

 

Weitere Infos und Kontakt:
https://clownerie.de/prima-klima-show.html

Prima-Klima-Show-Ausschnitte auf YouTube:
https://youtu.be/fV_Cg3gFWoc

 

In dieser ecoGuide-Reihe ist bisher erschienen:

18. November 2021:
Interview (1) mit: Guido Dahm, Geschäftsführer des Verbands für Wirtschaft und Umwelt