Laut der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft am 8. Dezember 2020 veröffentlichten Tierversuchsstatistik 2019, stieg die Zahl der Tierversuche erheblich an. 2.202.592 lebende Tiere wurden in Versuchen eingesetzt, über 50.000 der eingesetzten Tiere wurden zudem mehrfach in Tierversuchen verwendet. Hinzu kommen noch 669.756 Tiere, die für die Entnahme von Gewebe oder Organen getötet wurden. Insgesamt wurden 77.282 mehr Tiere als im Jahr zuvor genutzt.

Die Organisation Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. fordert endlich eine konkrete Umsetzung von EU-Richtlinie 63/2010, in welcher es heißt: „Tierversuche auf lange Sicht zu beenden und wenn möglich, alternative, tierfreie Methoden zum Einsatz kommen zu lassen“. „Dass die EU-Richtlinie in der Praxis kaum Umsetzung findet, sieht man gut am Beispiel der 74.520 Kaninchen, welche 2019 für auf Blutbasis produzierte Produkte wie Antikörper genutzt wurden. Dafür gibt es schon seit Jahren tierversuchsfreie Methoden“, so Julia Thielert von Menschen für Tierrechte in Baden-Württemberg: „Es mangelt an umgehenden Sofortverboten, konkreten Zielvereinbarungen mit Ausstiegsdaten und schnelleren Anerkennungsverfahren für tierversuchsfreie Methoden“.

Steigende Versuchstierzahlen – trotz EU-Richtlinie und tierversuchsfreier Forschungsmethoden

„Trotz EU-Richtlinie und zunehmender tierversuchsfreier Forschungsmethoden steigen die Versuchstierzahlen. Nichts könnte deutlicher zeigen, dass wir dringend eine Überarbeitung des Systems brauchen“, so die Tierrechts-Organisation. Die Regierung müsse eine Gesamtstrategie für einen systematischen Abbau der Tierversuchszahlen entwickeln und umsetzen. So wie es die Niederlande bereits 2016 getan habe.

2019 seien 3.519 Hunde in Tierversuchen in Deutschland eingesetzt worden, die Hälfte von ihnen in gesetzlich vorgeschriebenen Versuchen, wie Giftigkeitstests. Und selbst wenn die Tiere die Versuche überlebten, würden sie danach meist trotzdem getötet, obwohl sie weiterleben könnten. Es werde Zeit, sich von diesen lebensverachtenden Praktiken abzuwenden und endlich konkrete Pläne aufzustellen, wie der Ausstieg aus dem Tierversuch umzusetzen ist, fordert Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V.

Gemeinsame Kampagne „Ausstieg aus dem Tierversuch. JETZT!“

Zu Jahresbeginn wurde zu diesem Zweck auch ein Bündnis aus insgesamt 15 Tierschutz- und Tierrechtsvereinen gegründet und die gemeinsame Kampagne „Ausstieg aus dem Tierversuch. JETZT!“ gestartet. Die Verbände fordern von der Bundesregierung eine Gesamtstrategie für einen Systemwechsel vom wissenschaftlich fragwürdigen Tierversuch hin zu einer modernen, humanrelevanten Wissenschaft des 21. Jahrhunderts. Dabei sei eine Umschichtung der Fördergelder dringend erforderlich.

 

(Quelle: Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V.)