Anfang Februar 2021 fiel der Startschuss für die Bauarbeiten – am 5. Mai 2021 wurde die Strecke offiziell durch Heidelbergs Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner eröffnet: Auf 3,6 Kilometern Länge können Radfahrende ab sofort auf dem provisorischen Radweg entlang der Bundesstraße 37 zwischen Heidelberg-Schlierbach (S-Bahnhof) und Ortseingang Neckargemünd geschützt auf der Neckarseite in beide Richtungen radeln. Eine Spur für den Kraftfahrzeugverkehr ist dadurch entfallen. Der Radweg ist als Verkehrsversuch für zwei Jahre vorgesehen. Die Hochschule Karlsruhe begleitet das beispielhafte Verkehrsprojekt wissenschaftlich.

Ziel: mehr Klimaschutz

Mit dem Projekt will die Stadt Heidelberg für mehr Klimaschutz den Radverkehr weiter fördern und den Autoverkehr und damit CO2-Emissionen langfristig reduzieren. In Anwesenheit von Neckargemünds Bürgermeister Frank Volk, Stefan Hildebrandt, Erster Landesbeamter des Rhein-Neckar-Kreises, Heidelbergs Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain sowie Mitgliedern des Heidelberger Gemeinderates und des Bezirksbeirats Schlierbach eröffnete OB Prof. Würzner die Strecke offiziell und sagte: „Dieses Projekt ist landesweit einzigartig. Es hat für den Klimaschutz eine überregionale Bedeutung. Heidelberg macht vor, wie die Verkehrswende hin zu mehr klimafreundlicher Mobilität aussehen kann. Mit der neuen, interkommunalen Verbindung machen wir Pendlerinnen und Pendlern den Umstieg aufs Rad schmackhaft. Sie kommen zügig und sicher nach Heidelberg und zurück.“

Prof. Würzner bedankte sich bei allen Beteiligten, allen voran Bund und Land, für die finanzielle Unterstützung, ohne die das Projekt nicht umsetzbar gewesen wäre. Er dankte zudem dem Regierungspräsidium Karlsruhe, dem Rhein-Neckar-Kreis und den Bürgermeistern der Gemeinden Bammental und Gaiberg für die konstruktive und enge Zusammenarbeit an dem Projekt. Coronabedingt fand die Eröffnung ohne Beteiligung des Landesverkehrsministeriums und des Regierungspräsidiums statt.

Zu der Baumaßnahme, deren Fertigstellung sich nicht zuletzt witterungsbedingt gut einen Monat verzögert hat, sagte Heidelbergs Bürgermeister für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität, Raoul Schmidt-Lamontain: „Der Radverkehrsversuch auf der B 37 ist ein herausforderndes Pilotprojekt: Von ihm wird abhängen, wie es mit der Mobilität der Zukunft weitergehen wird und wie mutig und bereit wir sind, uns auf unbekanntes Terrain zu wagen. Die Planungen haben deutlich länger gedauert, als alle Beteiligten gedacht hatten. Ebenso zahlreiche Tücken lagen in der Ausführung. Umso erfreulicher ist es, dass wir einen Meilenstein in der Debatte setzen konnten, wie künftig der öffentliche Raum fairer unter allen Mobilitätsformen aufgeteilt werden kann. Wir sind mehr als gespannt, zu welchem Ergebnis die Hochschule Karlsruhe am Ende des zweijährigen Verkehrsversuchs kommen wird.“

Die neue Radstrecke

Für den gegenläufigen Radweg auf Neckarseite hat die Stadt Bushaltestellen umbauen, Markierungen, Schutzeinrichtungen und Beschilderungen herstellen sowie Lichtsignalanlagen anpassen lassen (auf Höhe Am grünen Haag, Orthopädische Klinik, Ziegelhäuser Brücke):

  • Schutzwände: Zum Schutz der Radfahrenden vor dem Kraftfahrzeugverkehr wurden massive Schutzwände aufgebaut. Diese Betonleitwände sind jeweils am Anfang und am Ende (einer zusammenhängenden Kette) im Boden verankert. Um eine Sturzgefahr von Radfahrenden auf die Fahrbahn zu verhindern, wurden die Betonleitwände auf gut der Hälfte der Strecke zusätzlich mit Metallgittern versehen – insbesondere in Zonen, wo eine höhere Geschwindigkeit und somit ein höherer Windsog größerer Fahrzeuge herrscht. Die Metallgitter haben eine einheitliche Größe. Alle 200 Meter sind die Metallgitter unterbrochen, damit Rettungskräfte auf den Radweg gelangen können. Die Öffnungen sind sechs Meter groß.
  • Haltestellensituation: Radfahrende werden an den Bushaltestellen mittels Gelbmarkierungen und sogenannten Verschwenkungsinseln hinter dem Ein- und Ausstiegsbereich vorbeigeleitet. Die Verschwenkungsinseln dienen dem Schutz der wartenden Busfahrgäste vor dem Radverkehr.
  • Geschwindigkeiten: In Fahrtrichtung Heidelberg (auf Seite der Radstrecke) wurde die Geschwindigkeit auf maximal 70 Stundenkilometer begrenzt. Zudem wurde an mehreren Abschnitten – zum Beispiel an der Ortsausfahrt Neckargemünd – das Tempo 50 verlängert. In Fahrtrichtung Neckargemünd bleibt das bisher geltende Tempo 100 weiterhin für einen langen Streckenabschnitt bestehen, ehe sich die Fahrspuren kurz vor Ortseingang auf eine Fahrspur verengen.

Radverkehrsversuch wird wissenschaftlich begleitet

Die Hochschule Karlsruhe begleitet den Radverkehrsversuch wissenschaftlich. Die Hochschule untersucht, ob ein Radweg auf der Strecke angenommen wird und ob die Leistungsfähigkeit der Strecke trotz des Wegfalls einer Auto-Fahrspur erhalten werden kann. Als Projekt mit Beispielcharakter bietet der Verkehrsversuch mit vorerst begrenzter Laufzeit eine Möglichkeit, um Erfahrungen zu sammeln. Durch diesen Verkehrsversuch werden Erkenntnisse für spätere Baumaßnahmen an Bundes- und Landstraßen gesammelt, sie können in neue Projekte einfließen. Die Anliegerkommunen hatten im Vorfeld Bedenken geäußert, dass sich der Verkehr beim Wegfall einer Spur teilweise auf andere Strecken verlagern könnte.

Bund, Land und Stadt Heidelberg teilen sich die Kosten

Die Kosten für die Maßnahme von insgesamt rund 920.000 Euro werden zwischen Bund, Land und der Stadt Heidelberg aufgeteilt. Für den Abschnitt zwischen Am Grünen Hag und Schlierbach-Bahnhof, für den die Stadt Heidelberg zuständig ist (Kosten: ca. 270.000 Euro), hat das Land Baden-Württemberg der Stadt Fördermittel in Höhe von 75 Prozent zugesagt. Außerdem werden die Planungskosten pauschal mit 15 Prozent gefördert. Dadurch verbleiben für diese Maßnahme und diesen Abschnitt bei der Stadt Heidelberg rund 10 Prozent der Kosten. Der Bereitstellung der dafür benötigten überplanmäßigen Mittel hatte der Haupt- und Finanzausschuss am 21. Oktober 2020 zugestimmt. Den restlichen Abschnitt finanziert der Bund.

 

(Quelle: Stadt Heidelberg)