Aufgrund der Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands drängt sich aktuell vielen die Frage auf, wie die Gefahrenlage in Heidelberg einzuschätzen ist. Durch ein vom Land Baden-Württemberg gefördertes Projekt hat Heidelberg als eine der ersten Städte im Land bereits ein umfangreiches Starkregenrisikomanagement auf die Beine gestellt. Seit 2020 sind unter anderem die Starkregengefahrenkarten online einsehbar. Sie zeigen auf, wo es bei Starkregen zu Problemen kommen kann.

Alle wichtigen Infos dazu gibt es unter: www.heidelberg.de/starkregen

Wie ist die Gefahrenlage in Heidelberg einzuschätzen?

Die Starkregengefahrenkarten unter www.heidelberg.de/starkregen simulieren Abflusswege und mögliche Problemstellen im Heidelberger Stadtgebiet für drei unterschiedliche Szenarien:

„selten“ (bis zu 50 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde), „außergewöhnlich“ (bis zu 60 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde) und „extrem“ (mehr als 120 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde). Eine besondere Gefahrenlage besteht vor allem bei Hanglagen sowie kleinen Gewässern, Rinnen und Klingen. Hier können nicht nur hohe Überflutungstiefen auftreten, sondern auch durch schnell fließendes Wasser sowie erodiertes Material Schäden entstehen.

Wie wahrscheinlich solche Starkregenereignisse sind, lässt sich weniger aus den Karten ableiten. Eine Auswertung der Niederschlagszeiten von 2001 bis 2017 des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft und des Deutschen Wetterdienstes hat ergeben, dass in der Vergangenheit besonders Ziegelhausen, Schlierbach und Handschuhsheim betroffen waren.

Was kann jede und jeder Einzelne zur Vorsorge tun?

Heftige Regenfälle treten besonders von Mai bis September auf. In kurzer Zeit fällt dann so viel Regen, dass weder die Kanalisation noch der Boden das Wasser aufnehmen kann. Die Vorwarnzeiten sind oft sehr kurz. Umso wichtiger sind Vorsorgemaßnahmen wie:

  • Kostenfreie Warn-App NINA auf dem Smartphone installieren, die Stadt Heidelberg warnt über die App zum Beispiel auch bei Großbränden oder Gefahrstoffausbreitungen.
  • Wichtige Dokumente griffbereit sowie wasser- und am besten auch feuerfest lagern.
  • Notfallplan mit der Familie ausarbeiten, wie Hilfsbedürftige – kleine Kinder, ältere Personen, Haustiere – im Notfall schnell (gegebenenfalls in höher gelegene Stockwerke) flüchten können.
  • Wertvolle Gegenstände nicht im Keller, sondern in höher gelegenen Stockwerken lagern.
  • Elementarschadenversicherung abschließen, denn Hausrat- oder Wohngebäudeversicherungen ersetzen meist keine Hochwasser- oder Starkregenschäden.
  • Eigenmaßnahmen am Gebäude können zumindest bei kleineren Starkregenereignissen wertvolle Maßnahmen sein: Kleine Aufkantungen vor Lichtschächten, Rampen vor Türen, wasserdichte Fenster, Schutz vor Rückstau aus dem Kanalnetz mit Rückstauklappen oder Hebeanlagen. Auch das Vorhalten von Sandsäcken, Schalbrettern und wasserfeste Sperrholzplatten kann sinnvoll sein.
  • Gefährliche Stoffe wie Lacke oder Öle überflutungssicher lagern und Tanks von Ölheizungen gegen Aufschwimmen sichern. Gemäß dem Wasserhaushaltsgesetz dürfen seit 2018 keine neuen Ölheizungen in Überschwemmungsgebieten installiert werden.

Was macht die Stadt Heidelberg zum Schutz der Bevölkerung?

Durch die Veröffentlichung der Starkregengefahrenkarten im Sommer 2020 wurde der erste wichtige Schritt im Starkregenrisikomanagement getan. Andere Maßnahmen betreffen die Bauleitplanung oder Flächenvorsorge. Große Rückhalteräume lassen sich oft nur sehr schwer realisieren. Zuletzt hatte die Stadt nach einem Starkregenereignis 2016 in der Hirschgasse ein Einlaufbauwerk umgesetzt. Die Stadt möchte die Prognose und Warnung von Starkregenereignissen verbessern. Seit Ende April 2021 gibt es den Klima-Kompass unter klimakompass.heidelberg.de, auf dem Umweltdaten gesammelt und online in Echtzeit bereitgestellt werden. So sollen Niederschlagsdaten in der Zukunft helfen, ein besseres Bild von der Lage zu bekommen.

Was tun bei akuter Gefahrenlage?

Das Wichtigste ist, Gefahrenwarnungen ernst zu nehmen, Anweisungen von Einsatzkräften zu folgen und sich nicht selbst in Lebensgefahr zu begeben, um andere oder seine Sachen zu retten.
Außerdem gilt:

  • Lage und Warnungen beobachten.
  • Hilfsbedürftige in Sicherheit bringen.
  • Keine Keller, Tiefgaragen oder Unterführungen betreten beziehungsweise sofort verlassen. Bereits bei Überflutungstiefen von etwa 30 Zentimetern können Türen und Fenster durch den Druck nicht oder nur noch sehr schwer geöffnet werden.
  • Strömungen und Überflutungstiefen auf Straßen nicht unterschätzen, Kanaldeckel können hochgedrückt und dadurch zur Gefahrenstelle werden.
  • Wichtige Dokumente mitführen.
  • Vor Betreten von überfluteten Bereichen Strom prüfen und gegebenenfalls abstellen.
  • Nach dem Ereignis für die Versicherung Fotos machen und somit Schäden dokumentieren.

Stadtverwaltung an Rückmeldungen zu Starkregenereignissen interessiert

Auf www.heidelberg.de/starkregen gibt es ein interaktives Beteiligungsportal für die Bürger. Hier können Bilder und Beschreibungen von Überflutungen, Schäden oder Schutzmaßnahmen direkt in die Starkregengefahrenkarten geladen und wertvolle Hinweise für Maßnahmen geliefert werden.

Das geht auch per E-Mail an: starkregen@heidelberg.de

Mit dem Einverständnis des Urhebers werden diese dann ebenfalls im Beteiligungsportal veröffentlicht.

 

(Quelle: Stadt Heidelberg)