Der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND Hessen) fordert eine Korrektur des Beschlusses der Regionalversammlung Südhessen vom 4. März 2022. Mit dem Beschluss werden Flächen für die Bebauung freigegeben, die für das Stadtklima von großer Bedeutung sind. Jörg Nitsch, Landesvorsitzender des BUND Hessen: „Wer Kaltluftschneisen bebaut, der spielt mit der Gesundheit der Bevölkerung!“ Alle Flächen, die nach der Klimaanalyse des Landes für die Kaltluftentwicklung wichtig seien, dürften nicht bebaut werden. Außerdem fordert der BUND die Veröffentlichung der „Landesweiten Klimaanalyse“ des Landes, damit die Menschen sehen können, wo gerade über ihre Gesundheit entschieden wird.

Beschluss der Regionalversammlung Südhessen noch nicht endgültig

„Der Beschluss der Regionalversammlung Südhessen ist noch nicht endgültig. Er steht im Zusammenhang mit der weiteren Planung von Siedlungs- und Gewerbeflächen im kommenden ‘Regionalen Flächennutzungsplan (RegFNP)’, für den in den nächsten Monaten die Weichen gestellt werden. Bleibt es bei der Beschlusslage vom 4. März 2022, dann wird die Bebauung von Kaltluft-Entstehungsflächen möglich. Wo solche Flächen liegen, hat das Hessische Wirtschaftsministerium mit einer ‘Landesweiten Klimaanalyse’ gutachterlich ermitteln lassen. Nun kommt es darauf an, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse auch zur Steuerung der Entwicklung genutzt werden”, so der BUND. Jochen Kramer, Vorstandsmitglied des BUND Hessen: „Die notwendigen Maßnahmen zur Klimaanpassung müssen konsequent in die Regionalplanung umgesetzt werden, um gegen weitere hitzebedingte Krankheits- und Todesfälle vorzubeugen“.

Die Freihaltung der Kaltluftentstehungsflächen gewinnt wegen des Klimawandels immer mehr an Bedeutung. So habe der heiße Sommer 2018 in Hessen nach einer Untersuchung des Robert-Koch-Instituts (RKI) 740 zusätzliche Todesfälle gefordert. Im Hitzejahr 2003 sei die Zahl mit 780 Hitzetoten sogar noch höher gelegen. Das Jahr 2015 führte nach den Ermittlungen des RKI immerhin noch zu 550 Hitzetoten. Die Entwicklung sei dramatisch, weil die Zahl der sommerlichen Hitzetage und ausgesprochener Hitzejahre im Zuge des Klimawandels weiter ansteigen würde.

„Die diesbezüglichen Prognosen im Auftrag des Landes sind beunruhigend. Sie ergeben alle eine deutliche Zunahme der gesundheitlich gefährlichen Wetterlage. Früher konnte hessenweit mit sechs Hitzetagen, also Temperaturen über 30°C, gerechnet werden. Künftig wird sich die Zahl der Hitzetage aber vervielfachen. Bis zum Ende des Jahrhunderts rechnet das Hessische Umweltministerium mit einer Steigerung auf etwa 30 Tage. Damit ist sicher, dass die Zahl der Hitzetoten ebenfalls deutlich ansteigen wird“, teilt der BUND Hessen mit.

Für den BUND ist es völlig unverständlich, dass die Mehrheit von CDU und SPD in der Regionalversammlung Südhessen bereits vor Veröffentlichung der „Landesweiten Klimaanalyse“ die Weichen für Ausnahmen für Bebauungspläne stellt. Zudem konterkariert laut Nitsch der Beschluss der Regionalversammlung Südhessen die Vorgaben des Integrierten Klimaschutzplans der Landesregierung (IKSP 2025). Der IKSP 2025 sieht ausdrücklich die Verankerung von Klimaschutz- und Klimaanpassung in der Regionalplanung vor.

BUND-Forderung: „Bei allen Flächenplanungen die Landesklimaanalyse berücksichtigen“

Der BUND fordert daher die Regionalversammlung Südhessen auf, bei allen Flächenplanungen die Landesklimaanalyse zu berücksichtigen. Nitsch weist darauf hin, dass Klimaschutz und Klimaanpassung nicht im Widerspruch zur Wohnraumplanung stehen, deren verbindliche Berücksichtigung aber für die Klimaresilienz der Kommunen unerlässlich ist, da die Folgen ansonsten in jeder Hinsicht gravierender und unbezahlbar sein werden. Dazu gehöre auch eine Reduzierung der Flächeninanspruchnahme in Hessen. Der aktuelle Weltklimabericht weist auf die negativen Folgen der Flächenversiegelung für das Klima hin. Der BUND Hessen fordert daher, eine Reduzierung des täglichen Flächenverbrauchs für Siedlung und Verkehr in Hessen von etwa 2,7 ha auf 1 ha bis 2023 und auf Netto-Null bis 2030.

 

(Quelle: BUND Landesverband Hessen e.V.)