Der hessische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND Hessen) freut sich, dass der zweite Kühlturm des AKW Biblis fallen wird.

„Die Kühltürme waren seit Errichtung des Kraftwerks im Jahr 1987 ein Symbol der Energieverschwendung. Denn etwa zwei Drittel der eingesetzten Energie aus der Spaltung des Urans ging als ungenutzte Abwärme in die Umwelt“, kritisiert Dr. Werner Neumann, Mitglied im Landesvorstand und Atomexperte. Mit der Wärmeleistung des AKW Biblis in Höhe von 4,6 Millionen Kilowatt, die nicht genutzt wurde, hätten über 300.000 Häuser geheizt werden können. „Die Nutzung der Abwärme erfolgte nicht, weil das AKW Biblis zur Wärmeabgabe am Rhein und mit gutem Grund weitab von dichter Wohnbesiedlung gebaut wurde, damit diese bei Störfällen nicht zu sehr von radioaktivem Niederschlag betroffen gewesen wären“, erläutert Neumann.

Stattdessen wurde die immense Wärmemenge aus dem AKW Biblis – wie auch aus anderen Kraftwerken – in der Regel in den Rhein und seine Nebenflüsse abgeleitet. Die erhebliche Erwärmung der Flüsse bedeutete eine hohe Belastung für Fische und andere Lebewesen. Die Kühltürme des AKW wurden erst dann eingesetzt, wenn das Flusswasser die Temperatur von 26 Grad überschritten hatte.

Für den BUND: Kühltürme auch das Symbol für eine falsche Energiepolitik

Für den BUND sind die Kühltürme des AKW Biblis auch das Symbol für eine falsche Energiepolitik, da die Atomkraftnutzung erhebliche Gefahren für die Allgemeinheit mit sich bringt. Ein Super-GAU kann nicht ausgeschlossen werden und es gibt kein Endlager für den Atommüll. Der Umweltverband freut sich daher über den Rückbau der Atomkraft in Hessen. Aber auch nach Abschaltung des AKW Biblis vor über 10 Jahren und nach dem Fall der Kühltürme sind die atomaren Gefahren nicht vorbei.

Neumann: „Im Zwischenlager, das sich auf dem AKW-Gelände befindet, stehen 108 Castor-Behälter mit hochradioaktiven Brennelementen. Keiner weiß, wie es in den Behältern aussieht. Es gibt keine Möglichkeit, die Castoren im Falle von Undichtigkeiten zu reparieren. Zu den im Jahr 2021 eingelagerten 6 Castoren aus Sellafield hatte der BUND eine umfangreiche Mängelliste erstellt. Die Einlagerung konnte vor Gericht nicht verhindert werden, die Mängel aber bleiben.“

Die Genehmigung für den Betrieb des Zwischenlagers ist bis zum Jahr 2046 befristet. Der BUND weist darauf hin, dass vor 2048 oder 2068 kein Endlager in Deutschland in Sicht ist. Deshalb fordert der BUND, dass die Sicherheit dieser Zwischenlagerung jetzt überprüft werden muss und neue langfristige Sicherheitskonzepte erarbeitet werden müssen.

 

(Quelle: BUND Landesverband Hessen e.V.)