In der vielfach beachteten Eltern-Kind Covid-19-Studie vom Frühjahr 2020 untersuchten Wissenschaftler der vier Universitätsklinika in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm insgesamt 2.500 Paare aus je einem Elternteil und einem Kind im Alter von ein bis zehn Jahren ohne bisher nachgewiesene Infektion. Sie gingen der Frage nach, wie viele Menschen, insbesondere Kinder, unbemerkt zum Zeitpunkt der Testung (22. April bis 15. Mai 2020) infiziert waren oder bereits Antikörper nach einer überstandenen, aber unbemerkt verlaufenen Corona-Virus-Infektion gebildet hatten. Die Ergebnisse wurden nun in der renommierten Zeitschrift JAMA Pediatrics veröffentlicht. Insgesamt kamen während dieser ersten Lockdown-Periode SARS-CoV-2-Infektionen sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen selten vor. Die Seroprävalenz (Häufigkeit) von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 betrug bei Erwachsenen 1,8 Prozent, bei Kindern unter 10 Jahren 0,6 Prozent. Demnach infizierten sich unter Lockdown-Bedingungen deutlich weniger Kinder mit SARS-CoV-2 als Erwachsene.

Land Baden-Württemberg hatte die Studie initiiert

Die abschließende Auswertung aller Tests bestätigt die vorläufigen Ergebnisse, die bereits am 16. Juni 2020 auf einer Pressekonferenz der Landesregierung vorgestellt worden waren. Sie dienten damals als Grundlage für die Entscheidung, Grundschulen und Kindertagesstätten nach dem ersten Lockdown wieder zu öffnen. Das Land Baden-Württemberg hatte die Studie initiiert und mit rund 1,2 Millionen Euro finanziert.

Die Studie sollte unter anderem klären, welche Rolle Kinder bei der Ausbreitung der Corona-Pandemie spielen, ob sie sich zwar ebenso häufig infizieren wie Erwachsene, aber aufgrund der bei ihnen meist gar nicht oder nur sehr schwach ausgeprägten Symptome der Ausbreitung des Virus Vorschub leisten können. Diese Befürchtung konnte die Studie zerstreuen: Weniger als ein Drittel der auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 positiv getesteten Personen, die also bereits eine Infektion mit dem Virus durchlaufen hatten, waren Kinder unter 10 Jahren. Insgesamt fanden sich bei 48 Erwachsenen und 22 Kindern Antikörper. Die Kombination eines seropositiven Elternteils mit einem seronegativen Kind (n=34) war deutlich (4,3-fach) häufiger als die Kombination eines seronegativen Elternteils mit einem seropositiven Kind (n=8).

Studie lieferte keine Hinweise, dass jüngere Kinder die Corona-Ausbreitung besonders befördern könnten

Nur ein Eltern-Kind-Paar unter den circa 5.000 Studienteilnehmern wurde zum Zeitpunkt der Untersuchung mittels RT-PCR positiv auf das Corona-Virus getestet. Das Fazit für den Zeitraum der Studie: Kinder unter 10 Jahren scheinen nicht nur seltener an COVID-19 zu erkranken, sondern auch seltener mit SARS-CoV-2 infiziert zu sein. Die Studie lieferte somit keinerlei Hinweise, dass jüngere Kinder die Ausbreitung des Corona-Virus SARS-CoV-2 besonders befördern könnten. Aus heutiger Sicht hat sich auch in anderen nationalen und internationalen Veröffentlichungen kein Hinweis ergeben, dass von Schulen oder Kitas eine besondere Gefahr für die Virusausbreitung ausgeht. Dass AH-Maske-Lüften-Regeln auch in Schulen und Kitas wichtig und sinnvoll sind, bleibt davon jedoch unberührt.

 

(Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg)