Heimlich und verborgen lebt sie in unseren Wäldern: die Wildkatze. Doch besiedelt sie auch den hessischen Odenwald? Dieser Frage geht jetzt der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) in Zusammenarbeit mit der Hegegemeinschaft Oberzent-Beerfelder Land und dem HessenForst, Forstamt Beerfelden, auf den Grund. Hoffnungen machen aktuelle genetische Nachweise der Wildkatze auf baden-württembergischer Seite im Raum Eberbach, nahe der hessischen Grenze.
Mithilfe von Lockstöcken soll der seltenen Waldbewohnerin rund um Oberzent und Sensbachtal auf die Spur gekommen werden. „Lockstöcke sind raue Dachlatten, die in den Boden eingebracht und dann mit Baldrian besprüht werden. Dieser zieht Wildkatzen fast magisch an, sie reiben sich am Stock und hinterlassen Haare“, verrät Harald Hoppe, Sprecher des BUND Odenwaldkreis. Die Haare werden regelmäßig von den Stöcken abgesammelt und anschließend im Zentrum für Wildtiergenetik der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung genetisch analysiert. So kann zweifelsfrei festgestellt werden, ob sich tatsächlich eine Wildkatze, oder nicht doch ein anderes Tier, am Stock gerieben hat.
Wildkatze: Seit 1952 deutschlandweit unter Artenschutz
Es ist nicht der erste Versuch, die Wildkatze nachzuweisen: Bereits vor 10 Jahren platzierte der BUND rund um Bad König und Höchst erstmalig Lockstöcke, leider ohne Wildkatzennachweis. Auch die Untersuchung 2017/18 im jetzigen Untersuchungsgebiet brachte nicht das erhoffte Ergebnis. Susanne Steib, Managerin Naturschutzprojekte beim BUND Hessen: „Der letzte Nachweis der Art im hessischen Odenwald geht auf das Jahr 1900 zurück. Wie anderenorts fiel die Wildkatze hier der über mehrere Jahrzehnte stattfindenden, intensiven Bejagung und der Entwaldung zum Opfer.“ Seit 1952 steht sie deutschlandweit unter Artenschutz und kann sich seitdem auch in Hessen langsam wieder ausbreiten. Ein Nachweis im Rahmen der aktuellen Untersuchung könnte daher eine große Wissenslücke hinsichtlich des Vorkommens der Wildkatze in Hessen schließen und eine Wiederbesiedelung der Region dokumentieren.
„Die Wildkatze steht mit ihren hohen Ansprüchen an den Lebensraum stellvertretend für viele andere waldbewohnende Tierarten. Kurz gesagt: wo die Wildkatze lebt, fühlen sich auch andere Arten wohl. Sie bereichert die Lebensgemeinschaft des Waldes und zeigt uns, dass der Lebensraum intakt ist“, erklärt Tobias Kuhlmann von der Hegegemeinschaft. „Wir würden uns sehr freuen, wenn die Samtpfote bei uns wieder heimisch ist.“
Doch nicht nur die Qualität des Lebensraums muss stimmen, ebenso spielt die Vernetzung der Wälder eine entscheidende Rolle. Sind Wälder durch grüne Korridore miteinander vernetzt, ist ein genetischer Austausch zwischen den verschiedenen Populationen möglich. Für das Überleben der Wildkatze ist das unerlässlich. Seit 2004 engagiert sich der BUND im Projekt „Rettungsnetz Wildkatze“ für den Schutz der gefährdeten Tiere und ihres Lebensraums. Das Ziel: Die Wälder Deutschlands wieder miteinander zu verbinden. Grüne Korridore aus Bäumen, Büschen und Sträuchern helfen der Wildkatze dabei, neue Reviere zu erschließen und sich mit anderen Populationen genetisch auszutauschen. Diese Lebensraumvernetzung stützt die biologische Vielfalt und hilft vielen anderen Waldbewohnern wie Rothirsch und Luchs.
(Quelle: BUND Landesverband Hessen e.V.)