Der hack-museumsgARTen auf dem Hans-Klüber-Platz in Ludwigshafen ist Preisträger der „UN-Dekade Biologische Vielfalt 2020 Sonderpreis Soziale Natur – Natur für alle“. Staatssekretär Dr. Thomas Griese vom Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz übergab die Auszeichnung am 18. August 2020 im Beisein von Bürgermeisterin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg an Projekt-Initiatorin Theresia Kiefer und an Ilona Schäfer, Vertreterin der Gärtner.
Vorbildliches Projekt an der Schnittstelle von Natur und sozialen Fragen
Als „Ein Garten für alle!“ wurde 2012 mit vielen Kooperationspartnern der hack-museumsgARTen ins Leben gerufen. Seitdem engagieren sich Bürger, Verbände und Institutionen für das Urban Gardening-Projekt des Wilhelm-Hack-Museums. Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum von 2011 bis 2020 als UN-Dekade für Biologische Vielfalt ausgerufen, um dem weltweiten Rückgang der Naturvielfalt entgegenzuwirken. Mit dem Sonderpreis lenkt die UN-Dekade Biologische Vielfalt in Deutschland den Blick auf die Chancen, die die Natur für den sozialen Zusammenhalt bietet. Geehrt wird der hack-museumsgARTen als „vorbildliches Projekt an der Schnittstelle von Natur und sozialen Fragen“. Bei vielen konnte eine große Neugierde für das Zusammenspiel von Stadtraum, Natur und Kunst geweckt werden. Aktuell beteiligen sich 140 Gärtner, die mit großer Hingabe 120 Beete in diesem außergewöhnlichen Projekt betreuen.
Umweltstaatssekretär Dr. Thomas Griese gratulierte dem hackmuseumsgARTen zur Auszeichnung und sagte: „Schätzungen gehen davon aus, dass knapp ein Viertel aller in Deutschland beheimateten Tierarten in Gärten vorkommen. Bei rund 17 Millionen Gärten in Deutschland mit einer Durchschnittsgröße von 400 Quadratmetern ergibt sich eine Fläche, die etwa der Gesamtfläche aller Naturschutzgebiete in Deutschland entspricht. Das zeigt: Es ist nicht egal, wie man einen Garten gestaltet. Gärten sind ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Sie sind aber auch ein Ort der Begegnung, der Ruhe und bieten gerade jetzt, wo es so heiß ist, etwas Kühlung. Ich freue mich daher, dass der Garten die Auszeichnung als UN-Dekaden-Projekt erhalten hat.“
Über den hack-museumsgARTen
Im Garten zu finden sind Hochbeete unterschiedlicher Bauart genauso wie bepflanzte Koffer, Badewannen oder auch gärtnerisch gestaltete Fahrräder. Genauso prägen den Garten große und kleine Kunstwerke, die das besondere Flair der Anlage ausmachen. So bunt wie die Beete ist auch die Zusammensetzung der Gärtner. Sie bilden ein Band quer durch alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen. Im Gartenalltag begegnen sich Einzelpersonen und Familien aus über 12 Nationen sowie Gruppen von Kindertagesstätten und Schulen ganz selbstverständlich. Des Weiteren finden sich Gruppen aus dem benachbarten Caritas-Förderzentrum St. Johannes, das Menschen mit psychischen Erkrankungen betreut, der Nachbarschaftshilfe, von Frauen aus dem Internationalen Frauentreff oder die „Ausblick-Gärtner“, eine sozialtherapeutische Arbeitsgruppe der JVA Ludwigshafen, ganz selbstverständlich im Garten ein.
Da der Museumsgarten auf einem offenen und demokratischen Beteiligungs- und Gestaltungskonzept basiert, können die Beete nach eigenen Vorstellungen bepflanzt und gestaltet werden. Angebaut werden Nutz- und Zierpflanzen, alte Gemüsesorten, regionale Pflanzen, Heil- und Wildkräuter. Darüber hinaus bereichern viele asiatische oder mediterrane Pflanzen das Angebot. Zum Garten gehören selbstgebaute Wildbienenhäuser und Bienenstöcke des Ludwigshafener Imkers Klaus Eisele.
Direkte Naturerfahrung und Vermittlung der Wertigkeit von biologischer Vielfalt
Das Museum wiederum nutzt den hack-museumsgARTen als „Freiluft-Atelier“ und bietet Workshops für Kindergärten und Schulen rund um das Thema Pflanzen / Pflanzenfarbe oder Insektenschule an. Dies geschieht unter anderem in Kooperation mit dem Bereich Umwelt, der Initiative Lokale Agenda 21 e.V. und dem Kinder- und Jugendbüro Ludwigshafen. Die direkte Naturerfahrung und die Vermittlung der Wertigkeit von biologischer Vielfalt ist dabei immer ein Thema. So ist der Garten zu einem spannenden Lern- und Erfahrungsraum im Bereich Natur- und Umweltbildung geworden.
Einige der Projektteilnehmer bringen gärtnerische Erfahrung mit, andere sind Anfänger auf diesem Gebiet. Damit ist der Garten auch ein Ort des Experimentierens und des Austausches: Jeder stellt seine Kompetenzen, Erfahrungen und Wissen im Umgang mit der Natur der Gemeinschaft zur Verfügung, so dass alle voneinander lernen können. Neben dem gemeinsamen Gärtnern ist das gemeinschaftliche Kochen und Feiern ein verbindendes Element. Das Kennenlernen von kulinarischen Traditionen und Rezepten aus aller Welt wird von allen als eine Bereicherung empfunden. Zudem prägten bisher zahlreiche von den Gärtnern getragene Veranstaltungen den Gemeinschaftsgarten wie beispielsweise interkulturelle Feste, Konzerte, botanische Führungen sowie Koch-, Sprach- und Kunstworkshops. Sie haben die Gruppen und Communitys im wahrsten Sinne des Wortes enger zusammenwachsen lassen.
Insektenfreundliche Bepflanzung
Dass das Engagement der Gärtner in Punkto Artenvielfalt und Erhaltung der biologischen Vielfalt über den hack-musuemsgARTen in den Stadtraum hineinwirkt, hat das Projekt „Ludwigshafen summt und brummt“ in 2019 deutlich gezeigt. Die insektenfreundliche Bepflanzung vieler Hochbeete hat den versiegelten Hans-Klüber-Platz in ein Habitat für Insekten und Wildbienen verwandelt. Dadurch wurde der hack-museumsgARTen Teil eines neu angelegten (Wild-)Bienen-Lehrpfads mit Blühstreifen in der Stadt. Der Bienenpfad war Teil des Projektes „Ludwigshafen summt und brummt“ und wurde von einer Kunstausstellung und einem künstlerischen Forschungslabor begleitet, das sich mit der Bedeutung der Insekten für die Aufrechterhaltung ökologischer Zusammenhänge beschäftigte.
(Quelle: Stadt Ludwigshafen)