„Nicht einmal zwei Jahre ist es her, dass wir das Landesprogramm ‚Aktion Grün‘ ins Leben gerufen haben. Bereits jetzt profitieren viele verschiedene Arten von unserem und dem Engagement verschiedenster Partner wie Kommunen, Verbände, Ehrenamtliche oder Verwaltung: Insgesamt wurden 2.870.025 Euro in ganz verschiedene Artenschutz-Maßnahmen investiert. 18 Projekte sind bereits abgeschlossen, 51 befinden sich in der Umsetzung und viele weitere werden gerade mit dem Blick auf eine Förderung geprüft“, freut sich die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken anlässlich des „Tags des Artenschutzes“, der weltweit am 3. März begangen wird.

„Die biologische Vielfalt ist unsere Lebensversicherung: Wir brauchen Verbündete aus allen gesellschaftlichen Gruppen in Rheinland-Pfalz. Die Investition in den Erhalt unserer Artenvielfalt ist eine Investition in die Zukunft und in die nachfolgenden Generationen“, so Höfken. „Die ‚Aktion Grün‘ ist erfolgreich und trifft auf Begeisterung. Ich möchte daher dazu aufrufen, mitzumachen und unsere Förderung der ‚Aktion Grün‘ zu nutzen – wir haben neun Programmteile, die so vielfältig sind wie unsere Arten.“

Leitarten-Konzept: ein wichtiger Bestandteil des Natur- und Artenschutzes

„Ganz konkret setzen wir uns mit der ‚Aktion Grün‘ für den Schutz von Leitarten wie den Kiebitz und die Wiesenweihe, den Feldhasen und Feldhamster, den Moorfrosch und die Smaragdeidechse ein. Andere Leitarten wie das Große Mausohr, die Wildkatze, der Blauschillernde Feuerfalter oder aber Steinschmätzer, Ziegenmelker und Braunkehlchen stehen jeweils repräsentativ für einen Lebensraum. Das bedeutet: Von diesen Schutzmaßnahmen profitieren auch andere Arten im gleichen Lebensraum“, so Höfken. „Es ist ganz entscheidend, nicht einzelne Arten und Sektoren, sondern gesamte Ökosysteme und deren Nutzung in den Blick zu nehmen. Dabei spielt auch der Schutz von Insekten eine große Rolle. Und wir müssen die Belange von Gewässerschutz, Landnutzung, Tourismus, Luftreinhaltung, Energieproduktion, Kreislaufwirtschaft und Ernährung miteinander verknüpfen“, so Höfken mit Blick auf den „Tag des Artenschutzes“.

Motto 2019: Das Leben im Wasser

Das Motto des diesjährigen „Tag des Artenschutzes“ widmet sich dem Leben im Wasser – „Life below water: for people and planet“. „Durch den Klimawandel, durch höhere Wassertemperaturen und Dürre geraten Fische und auch Amphibien unter Stress. Darum dürfen wir mit unseren Anstrengungen für den Klimaschutz nicht nachlassen“, so Höfken. „Das ist aber nicht alles: In Rheinland-Pfalz ist die ‚Aktion Blau Plus‘ unser Artenschutzprogramm für lebendige Gewässer und Auenlandschaften. Die ‚Aktion Blau Plus‘ und die ‚Aktion Grün‘ ergänzen sich gegenseitig beim Schutz und Erhalt von Flora und Fauna im und am Gewässer“, sagte Höfken weiter.

Insgesamt seien seit dem Start des Landesprogramms mehr als 1.350 Renaturierungsprojekte mit einer Gesamtlänge von mehr als 900 Kilometern umgesetzt worden. Mit rund 710 Bachpatenschaften an mehr als 2.760 Kilometern werden die Gewässerunterhaltungspflichtigen unterstützt. So wurde der Selz wieder Platz zurückgegeben und aus einem Gerinne wieder ein natürliches Bachbett. Oder der Simmerbach: Nach den großen Hochwassern in den 90er Jahren werden nach und nach etwa 20 Kilometer des Simmerbachs renaturiert. Er bekommt mehr Platz und kann wieder seinen typisch gewundenen, flachen und breiten Lauf entwickeln. Auch der Rhein wurde im Zuge der Umgestaltung zur meistbefahrenen Wasserstraße Europas über weite Strecken systematisch seiner natürlichen Ufer und Auen beraubt. Die „Aktion Blau Plus“ bringt dem Rhein zwischen Braubach und Lahnstein wieder den ganz besonderen und ehemals typischen Charme des Rheinabschnitts zurück: mit tief hängenden Weiden sowie Kies- und Sandstränden.

Artenschutzkonzepte der „Aktion Grün“ im Detail

Moorfrosch-Schutzkonzept

Der Moorfrosch ist deutschlandweit stark gefährdet und hat in Rheinland-Pfalz seine südwestliche Verbreitungsgrenze. Er besiedelt die Rheinaue von Worms südwärts und gilt in der „Aktion Grün“ als Leitart der Auenlandschaften. Sein Areal ist allerdings lückig und umfasst auch Teile der Bachauen der Vorderpfalz. Moorfrösche benötigen lichte Auwälder mit Grünland und hohen Grundwasserständen. Die Tiere sind kurzlebig, ausbleibende oder verspätete Frühjahrshochwässer führen jahrweise zum Ausfall der Reproduktion. Die Art wurde bereits in den 1990er Jahren in die höchste Gefährdungskategorie „Vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Maßnahmen zur Biotop-Verbesserung greifen nur langfristig, daher wurde aufgrund der katastrophalen Bestandssituation ein Nachzuchtprojekt begonnen, mit dem Populationen in Räumen mit günstiger Entwicklungsprognose gestützt und die räumlich voneinander isolierten Bestände genetisch aufgefrischt werden sollen.

Leitarten-Konzept Braunkehlchen

Die größte Braunkehlchen-Population außerhalb des Alpenraums in Deutschland hat im Westerwald genistet. Zwischen 1997 und 2015 sind die Bestände um 75 Prozent zurückgegangen. Die Art benötigt extensiv genutzte Feucht- und Frischwiesen mit ungenutzten Säumen und Sukzessionsstadien. Vorkommen existieren fast nur noch in Schutzgebieten oder auf Flächen des Vertragsnaturschutzes mit entsprechenden Strukturen und späten Nutzungsterminen.

Im Rahmen eines Aktion-Grün Pilotprojektes werden aktuell in Zusammenarbeit mit Landwirten verschiedene Maßnahmen zur Stabilisierung und Entwicklung der Bestände umgesetzt und zeigen bereits erste Erfolge. Eine Besonderheit beim Maßnahmenkonzept ist die Erprobung von Erfolgsprämien: Die teilnehmenden Bewirtschafter erhalten für die auf ihren Flächen nachgewiesenen Brutpaarvorkommen eine Honorierung. Langfristig soll auf der Grundlage der Projektergebnisse eine Anpassung der Förderinstrumente erfolgen.

Totfund-Monitoring Wildkatze in Rheinland-Pfalz

Die Wildkatze gilt als streng geschützte Art in Rheinland-Pfalz mit einem bundesweiten Verbreitungsschwerpunkt im Land. Sie ist deshalb eine Verantwortungsart – besonders im Nationalpark – und gilt in der „Aktion Grün“ als Leitart für den Lebensraum Wald sowie als Indikator für Wildtierkorridore. Maßnahmen sind: Aufbau und Etablierung eines Totfund-Monitorings für die Wildkatze zur Erfassung der Verteilung und des Zustands der rheinland-pfälzischen Population. Dazu zählen Aspekte der Gesundheit, des Geschlechterverhältnisses und der Verwandtschaft.