„Die immer größeren Mengen von Plastikmüll sind weltweit eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit“, sagte Hessens Umweltministerin Hinz am 12. November 2019 bei der Vorstellung der hessischen Plastikvermeidungsstrategie. „Die globale Kunststoffproduktion hat sich seit den 60er Jahren verzwanzigfacht. Es gibt Bereiche, in denen Kunststoffe wichtige Funktionen erfüllen. Denken wir beispielsweise an die Medizintechnik oder den Fahrzeugbau. Oft werden Kunststoffe jedoch nur kurz genutzt – im Zweifel nur wenige Minuten wie beim Coffee-to-go-Becher. Was wir vor allem reduzieren wollen, sind überflüssige und schnelllebige Verpackungen sowie Wegwerfprodukte. Zugleich wollen wir auch die wichtigsten Ursachen für Mikroplastik in der Umwelt bekämpfen. Wir können nicht hinnehmen, dass Mikroplastik in sämtliche Teile unserer Erde gelangt. Auch in Hessens Flüssen und Böden ist Mikroplastik zu finden“, betonte die Ministerin.

Im Rahmen der Strategie wird das Land in vier Handlungsfeldern aktiv. „Wir setzen uns ein für weniger Plastikverbrauch in Hessen, weniger Plastikmüll in der Umwelt, weniger Mikroplastik und mehr Wiederverwendung und Recycling“, erläuterte die Ministerin. In allen Bereichen setzt das Land gemeinsam mit Partnern Maßnahmen um oder setzt sich auf Bundes- und EU-Ebene gezielt für Verbesserungen ein.

Weniger Plastikverbrauch in Hessen

Die Menschen in Hessen sollen die Möglichkeit haben, plastikarm einzukaufen. Das Land initiiert eine Plattform Plastikvermeidung im Einzelhandel. Vertreter der Branchen Lebensmittel, Getränke, Kosmetika, Textilien und Möbel werden gemeinsam nach Lösungen suchen. Neben dem Einzelhandel werden auch Hersteller und Industrie einbezogen. Start der neuen Plattform Plastikvermeidung wird schon im Januar 2020 sein. Darüber hinaus berät das Land zum Verkauf unverpackter Lebensmittel und gibt ein Merkblatt zum Einkaufen mit eigenen Behältnissen heraus.

Weniger Plastikmüll in der Umwelt

To-go-Becher sind ein Wegwerfprodukt, das häufig achtlos weggeworfen wird. Bereits seit 2016 ist das Land mit dem BecherBonus aktiv. Nun geht Hessen einen Schritt weiter und setzt sich für die Vernetzung von Coffee-to-go-Mehrwegbechersystemen ein. Die Verbraucher werden zudem mit Infomaterial zur Plastikvermeidung und zur richtigen Entsorgung sensibilisiert.

Weniger Mikroplastik

Eine besonders relevante Eintragsquelle von Mikroplastik sind Kunstrasenplätze. Auf einem Fußballplatz werden mindestens 35 Tonnen Kunststoffgranulat verstreut. Vom Platz gerät das Plastikgranulat durch Wind und Wetter oder auch durch die Schuhe der Spieler in die Umwelt. „Mit dem Hessischen Sportministerium haben wir daher vereinbart, dass das Land neue Plätze ab sofort nur noch fördert, wenn anstelle des Kunststoffgranulats geeignete, natürliche Materialien wie Kork oder Sand verwendet werden. Auch die Sanierung bestehender Plätze wird nur noch bei Verwendung von umweltfreundlichen Alternativen gefördert“, erklärte die Ministerin. Zudem geben die Umweltministerin und der Sportminister Empfehlungen zum Umgang mit bestehenden Plätzen aus.

Weiteres zentrales Thema beim Mikroplastik ist der Reifenabrieb. Autoreifen verlieren jede Menge Mikroplastik, vor allem beim schnellen Beschleunigen oder Abbremsen. „Um auszuloten, welche Möglichkeiten es bei der Reduzierung des Abriebs gibt, richten wir ein Dialogforum mit Reifenherstellern im Rahmen der Umweltallianz Hessen ein“, kündigte die Umweltministerin an. „Festes Mikroplastik ist nur ein Teil des Problems. Polymere werden Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmitteln auch in flüssiger oder löslicher Form zugesetzt, obwohl sie ökotoxisch und schwer abbaubar sein können. Und das in großem Umfang: Der Anteil flüssiger oder gelöster Polymere in Kosmetika-, Wasch- und Reinigungsmitteln ist 50 Mal höher als der des festen Mikroplastiks. Verbraucherinnen und Verbraucher können das auf der Verpackung nur schwer oder gar nicht erkennen. Wir fordern die EU und die Bundesregierung auf, endlich aktiv zu werden und auch für flüssiges Plastik neue gesetzliche Anforderungen zu schaffen. Wir wollen, dass diese kritischen Stoffe drastisch reduziert und Anreize geschaffen werden, sie komplett zu vermeiden“, erklärte die Ministerin.

Mehr Wiederverwendung und Recycling

Das Ministerium will sich auf Bundes- und EU-Ebene dafür einsetzen, die Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit von plastikhaltigen Produkten zu verbessern. Zudem geht es darum, den Absatzmarkt für Recyclingprodukte zu vergrößern. Das Land kann hier selbst Vorbild werden und bevorzugt Recyclingkunststoffe. Möglichkeiten im Vergabe- und Beschaffungswesen werden geprüft. Damit Abfälle tatsächlich recycelt werden, verstärkt Hessen die Kontrollen beim Export von Kunststoffabfällen. Neben den genannten sind zahlreiche weitere Maßnahmen geplant oder bereits begonnen worden. Die Strategie ist ein offener Prozess: „Wir werden weitere Maßnahmen gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern entwickeln“, sagte Umweltministerin Priska Hinz.

Ideenwettbewerb startet

Auch die Bürger sind gefragt und können sich mit ihren kreativen Ideen zur Plastikvermeidung einbringen: „Ich rufe alle hessischen Vereine auf, sich zu beteiligen und bis zum 31.01.2020 Ideen zur Plastikvermeidung einzureichen. Für die Umsetzung können Vereine Unterstützung in Höhe von 500 Euro bekommen.“

Weitere Infos zum Wettbewerb, die Plastikvermeidungsstrategie und eine Beschreibung aller bereits begonnener Maßnahmen finden Sie hier:
https://umwelt.hessen.de/umwelt/kreislauf-abfallwirtschaft/plastikvermeidungsstrategie-fuer-hessen

 

(Quelle: Presse-Info des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz)