Im Herbst und Winter werden Gartenbesitzerinnen und -besitzer oftmals darauf hingewiesen, ihre Vogelnistkästen einmal jährlich zu reinigen. Damit sollen die Jungvögel im Folgejahr vor Parasiten geschützt werden, die sich im Laufe der letzten Brut im Nest angesammelt haben. „Gartenschläfer oder andere Schlafmäuse überwintern gerne in den gemachten, aber nicht mehr bewohnten Nestern. Wir empfehlen daher, es nicht so genau mit der Reinlichkeit in den Nistkästen zu nehmen“, erklärt Susanne Steib, Managerin Naturschutzprojekte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) in Hessen.
Oftmals tragen die Vogeleltern die Parasiten in ihrem Gefieder ins Nest, sodass man die Belastung der Jungvögel ohnehin nicht verhindern kann. Zudem leiden die Vögel im ersten Nest oft stärker unter den Plagegeistern als in den darauffolgenden. Denn viele Parasiten im Nest sind Beutetiere für Insekten und Spinnen und werden von ihnen erst zeitlich verzögert in den Nistkästen entdeckt. „Der BUND empfiehlt deshalb, Nistkästen erst dann zu reinigen, wenn sie mit Nistmaterial voll sind oder eine deutlich sichtbare Belastung an Parasiten besteht, wie durch Flöhe. Eine zweite oder sogar dritte Brut im selben Kasten ist durchaus möglich“, ergänzt Susanne Steib.
Verlassene Nistkästen: beliebtes Quartier für Winterschläfer
Möchte man einen Nistkasten reinigen, sollte man an mögliche „Nachmieter“ denken: Gartenschläfer und andere Winterschläfer nutzen verlassene Nistkästen gerne bereits ab Oktober als Quartier. Bevor man ein altes Nest entsorgt, ist es deshalb wichtig zu schauen, ob es wieder belegt ist. Dabei sollte man sehr behutsam vorgehen, denn Schlafmäuse wie die Gartenschläfer reduzieren ihre Körpertemperatur im Winterschlaf auf etwa zwei Grad Celsius. Werden sie gestört, erhöhen sie ihre Körpertemperatur aktiv und verbrauchen dabei wertvolle Energie, die sie eigentlich noch bis zum Frühjahr brauchen. Der BUND empfiehlt, die Nistkästen dann wieder vorsichtig zu schließen und die Winterschläfer nicht umzusetzen.
Wie erkennt man einen bewohnten Nistkasten? Ist der Innenraum mit Moos, Blättern oder Gräsern gut gefüllt – besser gesagt damit „vollgestopft“, – ist die Wahrscheinlichkeit groß, einen Winterschläfer vorzufinden. Ab April wachen die Winterschläfer auf und räumen das Feld. Dann können Naturfreunde die Nistkästen wie empfohlen reinigen. Doch auch im Frühjahr ist Vorsicht beim Öffnen der Nistkästen geboten, denn manche Vogelarten – wie die Meisen – fangen im April bereits mit dem Nestbau an.
(Quelle: BUND Landesverband Hessen e.V.)