Auch, wenn der Niedlichkeitsfaktor groß ist, gehören Sugar Glider nicht ins heimische Wohn- oder Kinderzimmer. Darauf weist der Deutsche Tierschutzbund hin. Bei den Kurzkopfgleitbeutlern, so der deutsche Name, handelt es sich um eine subtropische Beuteltierart, die ursprünglich in Australien beheimatet ist. In seinem Tierschutzzentrum Weidefeld hat der Deutsche Tierschutzbund gerade drei der Tiere aufgenommen, die einer komplexen Pflege bedürfen.

Sugar Glider „Rosie“ im Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes. Foto: Deutscher Tierschutzbund e.V. / Marc Jeworrek
„Dass exotische Tiere wie Sugar Glider in Deutschland uneingeschränkt gezüchtet, gehandelt und gehalten werden dürfen, ist ein riesiges Tierschutzproblem“, sagt Dr. Henriette Mackensen, Leiterin des Heimtierreferats beim Deutschen Tierschutzbund. Eine Haltung in Gefangenschaft werde den Wildtieren nicht gerecht. „Sugar Glider sind nachtaktive Tiere, die ursprünglich in den Wäldern und Buschlandschaften Australiens und Neuguineas leben. In ihren bis zu einem Hektar großen Revieren gleiten sie in bis zu 60 Metern Höhe zwischen den Bäumen. Diese Tiere gehören in ihren natürlichen Lebensraum; als Haustier sind sie völlig ungeeignet“, so Mackensen.
Dennoch werden exotische Wildtiere unüberlegt angeschafft, weil sie etwas Besonderes sind oder weil sie, wie die Sugar Glider, durch ihre großen Augen dem Kindchenschema entsprechen. Die possierlichen Sugar Glider sind zudem beliebte Petfluencer bei Social Media, auch wenn Filmaufnahmen am Tag für die nachtaktiven Tiere extremen Stress bedeuten. Da sich Sugar Glider von Nektar und Baumsäften der Eukalyptusbäume sowie Insekten ernähren, was in Gefangenschaft kaum abbildbar ist, leiden sie oft unter Unterernährung oder Fettleibigkeit, Skelett- und Zahnerkrankungen sowie Vitamin- und Mineralmangel. Viele der Exoten vegetieren in unzureichenden Haltungsbedingungen vor sich hin.
Auch Tierheime mit Exoten oft überfordert
Immer wieder landen Exoten auch in den Tierheimen oder werden ausgesetzt, weil die Halter den hohen Ansprüchen der Tiere nicht gerecht werden, sich überfordert fühlen oder die anfallenden Kosten nicht stemmen können. Die große Mehrheit der Tierheime ist jedoch weder baulich noch personell auf die Unterbringung und Versorgung von exotischen Sägetieren wie Sugar Glidern, Weißbüscheläffchen und Flughunden, oder auch Reptilien, wie Schlangen, Echsen und Schildkröten, ausgerichtet. Jüngst übernahm daher der Deutsche Tierschutzbund drei Sugar Glider in sein Tierschutzzentrum Weidefeld in Schleswig-Holstein. Merry, Pippin und Rosie kamen nach dem Tod ihres Halters zunächst in ein Tierheim in Süddeutschland, das die komplexe Pflege der Tiere nicht stemmen konnte.
„Auch wir müssen improvisieren, wenn solche Tiere hilfebedürftig zu uns kommen“, sagt Patrick Boncourt, Fachreferent am Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes. „Wir müssen Geld investieren, Räumlichkeiten umbauen, Personal schulen und mitunter weite Wege auf der Suche nach einem qualifizierten Tierarzt auf uns nehmen – und das jedes Mal von Neuem bei jeder einzelnen dieser mittlerweile zahlreich gehandelten exotischen Tierarten. Die drei Sugar Glider leben nun im Weidefelder Reptilienhaus, wo der Deutsche Tierschutzbund ihren Anforderungen an Temperatur und Luftfeuchtigkeit am ehesten gerecht werden kann. Auch, weil es in Deutschland kein flächendeckendes Konzept für die fachgerechte Unterbringung solcher Tiere gibt, fordert der Deutsche Tierschutzbund die Vermehrung einzustellen.
(Quelle: Deutscher Tierschutzbund e.V.)