Der Konversionsprozess und eine damit einhergehende gesamtstädtische Transformation in der städtebaulichen und freiraumplanerischen Gestaltung, aber auch der Klimawandel sorgen dafür, dass sich das Mannheimer Stadtklima verändert. Gemäß dem Leitbild „Mannheim 2030“ und im Rahmen des Pilotprojekts Local Green Deal hat sich die Stadt Mannheim zum Ziel gesetzt, eine klimaresiliente und klimaneutrale Stadt zu werden. Hierfür benötigt es aussagekräftige Daten zum Klima jetzt und in Zukunft: Die neue Stadtklimaanalyse gibt detailliert Erkenntnisse darüber, wie schützenswert oder wie klimatisch belastet eine Fläche im Stadtgebiet ist und welche Maßnahmen sich hieraus ableiten. Der Ausschuss für Umwelt und Technik hat nun beschlossen, dass das Werk Grundlage für die künftige Stadtplanung sein wird.
Ein Ziel der Analyse: bioklimatisch günstige Strukturen erhalten
„Ziel der Analyse ist es, dass bioklimatisch günstige Strukturen in der Stadtentwicklung erhalten bleiben und bioklimatisch belastende Strukturen optimiert werden. In der Freiraumplanung besteht ein großer Bedarf an aktuellen innerstädtischen Klimainformationen, die wir dank der Klimaanalyse 2020 und aktueller Klimastationen nun erhalten. Auch wenn wir eine generelle Erwärmung des Stadtklimas nur mittel- bis langfristig aufhalten können, so können wir dem durch Frischluftschneisen oder Begrünungen stadtplanerisch entgegenwirken. Erfreulich ist, dass mehr als ein Drittel der Siedlungsflächen eine positive bioklimatische Situation aufweist“, bewertet der für die Stadtentwicklung zuständige Bürgermeister Ralf Eisenhauer.
Für die Stadtklimaanalyse Mannheim 2020 wurde methodisch ein computergestützter, modellbasierter Ansatz in Kombination mit einer Lufttemperaturmessfahrt und einem temporären Klimamessnetz gewählt. Für die Modellierungen des Ist-Zustandes sowie der nahen Zukunft (bis 2050) und der fernen Zukunft (bis 2100) wurde der städtebauliche Entwicklungszustand nach der Bundesgartenschau (BUGA) 2023 zu Grunde gelegt. Die Analyse basiert zudem auf einer sogenannten autochthonen Wetterlage mit klarem Himmel und ohne Wind. Beides dient dazu, eine Vergleichbarkeit der Modellergebnisse garantieren zu können.
Damit die computergestützte Modellierung um reale Verhältnisse ergänzt werden kann, wurden Daten aus vier temporären Klimamessstationen gesammelt. Künftig liefern zwei festinstallierte Klimastationen in der Innenstadt sowie eine geplante Klimastation auf dem BUGA-Gelände tagesaktuelle Messungen. Die Kosten der Klimaanalyse Mannheim 2020 in Höhe von knapp 100.000 Euro wurden beinahe zur Hälfte vom Umweltministerium Baden-Württemberg gefördert.
Siedlungsfläche: 19,5 Prozent mit ungünstiger bis sehr ungünstiger bioklimatischer Situation
Die Ergebnisse zeigen auf, dass die stärkste Wärmebelastung in der Mannheimer Innenstadt, der Neckarstadt-West oder der südlichen Schwetzingervorstadt sowie im Bereich von versiegelten Industrie- und Gewerbeflächen vorliegt. Dennoch weisen 37,8 Prozent der Siedlungsfläche eine günstige oder sehr günstige bioklimatische Situation auf, bei 42,7 Prozent wird eine mittlere bioklimatische Situation attestiert und nur bei 19,5 Prozent eine ungünstige bis sehr ungünstige bioklimatische Situation. Rund 65 Prozent aller vorhandenen Grünflächen – vom Grünzug Nordost über die Lauergärten oder den Luisenpark – genießen einen höchsten oder hohen Schutzbedarf.
Die Modellrechnung ergibt zudem aufgrund des prognostizierten Klimawandels in Mannheim im Zeitraum von 2021 bis 2050 einen Anstieg der Jahresmitteltemperatur um bis zu 2 Grad Celsius, was dem aktuellen Niveau der französischen Stadt Lyon entspricht. Bis zum Jahr 2100 wird eine Zunahme um bis zu 4,8 Grad Celsius prognostiziert, vergleichbar mit dem heutigen Klima Venedigs in Italien.
Ergebnisse der Stadtklimaanalyse Mannheim bis Ende 2021 online
Alle Daten sollen künftig kostenlos und frei verfügbar sowie in einer Echtzeit-Visualisierung bereitgestellt werden. Die Ergebnisse der Stadtklimaanalyse Mannheim 2020 sollen darüber hinaus bis Ende 2021 online in einfacher und verständlicher Form aufbereitet werden.
(Quelle: Stadt Mannheim)