Foto: Stadt Sinsheim

Wie in den vergangenen Jahren schon erfolgreich praktiziert, grasen ab der zweiten Juli-Woche wieder Schafe in den Streuobstwiesen unterhalb der Burg am Steinsberg bei Sinsheim. Ziel der Beweidung ist eine extensive Nutzung des Unterwuchses zum Erhalt der Streuobstwiesen im Landschaftsschutzgebiet Steinsberg.

Mit bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten zählen Streuobstwiesen aufgrund ihrer Strukturvielfalt und der extensiven Nutzung zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Durch den stockwerkartigen Aufbau der Streuobstwiesen entsteht ein vielfältiges Mosaik an Kleinbiotopen, die für viele Tiere wichtige Ersatzbiotope und letzte Rückzugsgebiete darstellen. Dort leben heute u.a. stark gefährdete Arten wie z.B. Rotkopfwürger, Wiedehopf, Steinkauz, Mittelspecht, Wendehals, Gartenschläfer, Haselmaus, mehrere Fledermausarten sowie zahlreiche Schmetterlings-, Käfer- und Hautflüglerarten. Auch der Unterwuchs der Bäume ist recht vielfältig. Neben verschiedenen Gräsern und zahlreichen bunt blühenden Wiesenkräutern kommen unter Obsthochstämmen gelegentlich auch seltene, geschützte Pflanzen wie Orchideen, Enziane und bestimmte rare Nelkenarten vor.

Auch im Rhein-Neckar-Kreis sind Streuobstwiesen stark rückläufig

Aufgrund vielfältiger Ursachen sind Streuobstwiesen in den vergangenen Jahrzehnten allerdings bereits um mehr als 75 Prozent zurückgegangen. Auch im Rhein-Neckar-Kreis sind Streuobstwiesen in vielen Bereichen besonders landschaftsprägend, jedoch ebenfalls stark rückläufig. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat der Landschaftserhaltungsverband (LEV) Rhein-Neckar e.V. zusammen mit der Stadt Sinsheim, dem Ortschaftsrat Weiler, der Unteren Naturschutzbehörde des Rhein-Neckar-Kreises und mit Zustimmung der ca. 40 Grundstücksbesitzer bereits im Jahr 2017 die Initiative ergriffen und für eine Fläche von ca. 3,5 ha Maßnahmen zum Erhalt dieser Streuobstwiesen im Projektgebiet unterhalb der Burg Steinsberg auf den Weg gebracht. Im ersten Schritt soll der Unterwuchs durch eine zweimalige extensive Beweidung mit Schafen und einer anschließenden Weidenachpflege gepflegt werden. Hierdurch sollen die nährstoffreichen Flächen etwas ausgemagert werden, um die Artenvielfalt – im Besonderen der Wiesenkräuter – zu erhöhen.

Aufgrund der unterschiedlichen Nutzungsintensität in den Vorjahren waren im Gebiet Teilbereiche mit Brombeer-Sträuchern verbuscht. Diese Flächen wurden ab Oktober 2017 durch Pflegemaßnahmen freigestellt und sollen langfristig mit der Beweidung offen gehalten werden. Auch 2019 konnte wieder ein Tierhalter aus der Region für das Projekt gewonnen werden. Auf den in Teilstücken, gekoppelten Flächen mit unter Strom stehenden Knoten-Netzzäunen, bleiben die Tiere für ca. zwei Wochen pro Weidegang. Der erste Weidegang in diesem Jahr wurde Anfang Juni abgeschlossen. Der Zweite begann Anfang Juli, sodass in der Zeit der Kirschreife die Bäume für die Grundstücksbesitzer zugänglich waren. Die naturschutzfachlichen Pflegemaßnahmen, durch die auch das Landschaftsbild erhalten bleibt bzw. aufgewertet wird, werden über Haushaltsmittel der Landschaftspflegerichtlinie des Landes Baden-Württemberg finanziert.