Die GeoHardt GmbH, eine Tochtergesellschaft von MVV und EnBW, will heißes Tiefenwasser aus dem Oberrheingraben für eine CO2-freie Wärmeversorgung nutzen und damit die Unabhängigkeit von fossilen Energiequellen vorantreiben. Erste geologische Untersuchungen innerhalb der genehmigten Aufsuchungsfläche haben nun drei Potenzialgebiete identifiziert, von denen das nördlichste zwischen Mannheim und Heidelberg die besten Voraussetzungen bietet. Dort soll noch vor der Sommerpause ein Dialogforum mit zufällig ausgewählten Bürgern gegründet werden.

Das Gemeinschaftsprojekt GeoHardt der beiden Energieunternehmen möchte eine geologische Besonderheit des nördlichen Oberrheingrabens für die Erzeugung CO2-freier Wärme nutzen: In einer Tiefe von rund 3.500 Metern verlaufen hier wasserführende Schichten mit einer Wassertemperatur von bis zu 160 Grad Celsius. Das Wasser soll in einen geschlossenen Kreislauf umgewälzt werden. An der Erdoberfläche wird die Wärme mittels eines Wärmeübertragers an ein Fernwärmenetz abgegeben.

Erste Voruntersuchungen sind abgeschlossen – drei geologische Vorzugsgebiete identifiziert

In einem ersten Schritt hat die GeoHardt GmbH nun in dem 270 km² großen Aufsuchungsgebiet besonders geeignete Flächen für weitere Detailuntersuchungen, sogenannte geologische Vorzugsgebiete, identifiziert. Das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau hatte dafür eine „Aufsuchungserlaubnis“ erteilt, um das Gebiet intensiv zu erforschen. Dabei wurden unter anderem auch bereits existierende Datensätze, z.B. von 2D-Seismiken, ausgewertet. Zusätzlich beprobte das Projektteam rund 50 Wasserbrunnen und führte an fast 2.000 Messpunkten Erdschwere-Messungen (Gravimetrie) durch. Die älteren Daten wurden zusammen mit den neuen Messergebnissen zu einem 3D-Modell zusammengeführt und analysiert. Auf dieser Basis der Untersuchungen konnten drei geologische Vorzugsgebiete für die Geothermie-Nutzung ermittelt werden.

Der nördliche Bereich der geologischen Vorzugsgebiete verläuft auf den Gemarkungen der sieben Kommunen Mannheim, Brühl, Ketsch, Schwetzingen, Plankstadt, Heidelberg und Oftersheim und bilden das Potenzialgebiet für die weitere Aufsuchung von Geothermie. „Dieses Potenzialgebiet ist das vielversprechendste, weil hier neben sehr guten geologischen Voraussetzungen auf eine fundierte Datenlage aufgebaut werden kann“, sagt Geologe Dr. Thomas Kölbel vom Projektteam GeoHardt. Weitere Untersuchungen sind aber noch notwendig. In diesem geologischen Vorzugsgebiet sollen nun in einem nächsten Schritt mittels einer 3D-Seismik, dem detailliertesten geophysikalischen Messverfahren, geologische Bohrziele für eine Standortauswahl identifiziert werden.

„Die Auswahl der oberirdischen Standorte orientiert sich dabei aber nicht nur an geologischen Vorgaben. Vielmehr sind viele zusätzliche Faktoren wesentlich, wie beispielsweise die Lage zu Schutzgebieten oder die vor Ort vorhandene Wärmeabnahmestruktur“, so Matthias Wolf, Geschäftsführer der GeoHardt GmbH. Die verbleibenden geologischen Vorzugsgebiete liegen rund um die Gemeinde Hockenheim, den Süden von Oftersheim, Sandhausen und Leimen. In diesen beiden südlichen Potenzialgebieten ist derzeit noch kein Fernwärme-Leitungsnetz vorhanden, das genutzt werden könnte.

Dialogforum im nördlichen Potenzialgebiet soll noch vor der Sommerpause starten

Aus den sieben Kommunen des Potenzialgebiets sollen nun stellvertretend für die breite Öffentlichkeit insgesamt rund 50 zufällig ausgewählte Bürger in einem Dialogforum zusammenkommen, um noch vor der Standortfindung die zentralen Fragen und Anliegen der Öffentlichkeit frühzeitig und umfassend aufzugreifen. Sie werden gemeinsam mit Experten und dem Projektteam ihre Fragen diskutieren und die Vor- und Nachteile für die Metropolregion abwägen. In vier Terminen sollen noch 2022 die Bewertungen und Empfehlungen der Bürger zum Projekt GeoHardt erarbeitet und in Form eines Abschlussberichtes an die Politik und die GeoHardt GmbH übergeben werden.

Die Auswahl der Bürger erfolgt über die Einwohnermeldeämter nach dem Zufallsprinzip. Sie erhalten hierzu in den nächsten Wochen ein Anschreiben der jeweiligen kommunalen Verwaltung mit der Bitte um Teilnahme an diesem Dialogforum. Die Auftaktveranstaltung wird voraussichtlich Ende Juni stattfinden. Nach der Sommerpause werden dann die Bürgerfragen in öffentlichen Anhörungen diskutiert. „Für uns ist es wichtig, die zentralen Fragen und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger frühzeitig und umfassend aufgreifen zu können“, betont Stefan Ertle, Geschäftsführer der GeoHardt GmbH.

Besonders wichtig sei dabei, umfassend über das hydrothermale Verfahren, das im Projekt zum Einsatz kommen soll, zu informieren. „Dieses Verfahren wird seit Jahrzehnten erfolgreich und ohne Störungen angewendet, ist aber in der breiten Öffentlichkeit noch wenig bekannt“. Um so früh wie möglich in einen öffentlichen Dialog zu treten, wurde bereits in 2021 ein politischer Begleitkreis ins Leben gerufen, in dem die Bürgermeister, Abgeordnete des Kreises, des Landtags und des Bundestags sowie Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Verbände, wie z.B. der Nachbarschaftsverband vertreten sind. Dieser Dialog wurde auch durch einen Austausch mit Verbänden (u.a. Umweltforum, BUND, Zweckverband Kurpfalz) und Energieversorgern in der Region flankiert.

 

(Quelle: GeoHardt GmbH)