„Damit der Wald auch langfristig das Klima schützt, uns den umweltfreundlichen Rohstoff Holz liefert und uns einen Raum zur Erholung schenkt, müssen wir dem Wald helfen, mit den veränderten Klimabedingungen zurecht zu kommen“, sagt die rheinland-pfälzische Umwelt- und Forstministerin Ulrike Höfken. Forstfachleute haben dazu unter Hinzuziehung von Wissenschaft und Praxis eine 40-seitige Handreichung erstellt, wie die Forstleute vor Ort auf die Klimakrise reagieren können.
„Bäume können in unseren Wäldern sehr groß und alt werden und sich an veränderte Bedingungen nur allmählich anpassen. Daher greifen die Forstleute dem Wald unter die Arme, um ihn widerstandsfähiger zu machen. In unserer Grundsatzanweisung „Waldverjüngung im Klimawandel: Wiederbewaldung, Vorausverjüngung und Jungwaldpflege“ geht es um die passenden Maßnahmen unter dem Prinzip der naturnahen Waldbewirtschaftung“, so Höfken. Die Handreichung gilt im Staatswald, kann aber auch von anderen Waldbesitzenden angewendet werden.
Es geht darum, dass Mischwälder auch unter schwierigen Bedingungen fortbestehen können
Die Forstleute finden in dem praxisnahen Strategiepapier Hinweise, wie durch Borkenkäferschäden entstandene Freiflächen wiederbewaldet sowie Anregungen, wie bestehende Wälder in der Klimakrise in ihrer Widerstandsfähigkeit gefördert werden können. Es geht darum, dass Mischwälder auch unter schwierigen Bedingungen fortbestehen können. Dabei steht nicht das Pflanzen im Vordergrund, sondern die natürliche Entwicklung, die von den Forstleuten unterstützt und begleitet wird. Gepflanzt wird dabei nur situationsweise mit geeigneten Baumarten. Dabei gilt als Regelfall das Prinzip der Klumpenpflanzung. Dies bedeutet, immer 20 bis 40 Baumsetzlinge an einer Stelle auszubringen. Zwischen dem nächsten „Klumpen“, also den nächsten rund 20 bis 40 Baumsetzlingen, bleiben viele Meter Abstand. So kann der Wald seine natürliche Dynamik entwickeln.
Viele Gegenspieler, seien es Insekten, Pilze oder Mikroorganismen, befallen vorzugsweise eine bestimmte Baumart. Gibt es jedoch unterschiedliche Baumarten in einem Wald, kann das Risiko gestreut werden. Gegenspieler haben so weniger Gelegenheit, sich zu entfalten und auszubreiten. Naturferne Nadelwälder sollen mittels Vorausverjüngung behutsam in Mischwälder überführt werden. Bereits jetzt sind 82 Prozent des Waldes in Rheinland-Pfalz Mischwälder, der Anteil an Laubbäumen liegt bei 60 Prozent. Damit wird die Biodiversität erhöht und die Anpassungsfähigkeit der Wälder gestärkt. Höfken sagt: „Für diesen schwierigen Weg, die Wälder mit all ihren Funktionen zu erhalten, brauchen wir gut ausgebildete und kompetente Forstleute. Ich hoffe, die Handreichung gibt ihnen dazu eine gute Hilfestellung bei ihren Entscheidungen für einen zukunftsträchtigen Wald.“
In den vergangenen beiden Jahren gab es noch nie zuvor einen so großen Borkenkäferbefall. Die Forstleute rechnen damit, dass auch 2020 weitere Bäume absterben und dass dadurch die Schadholzmenge weiter steigt. Es ist aber längst nicht nur der Borkenkäfer, der dem Wald zusetzt: Auch andere Insekten, wie der Kiefernprachtkäfer, der Eichenprozessionsspinner oder Pilzerkrankungen wie das Eschentriebsterben machen den Bäumen zunehmend zu schaffen.
Die Grundsatzanweisung „Waldverjüngung im Klimawandel: Wiederbewaldung, Vorausverjüngung und Jungwaldpflege“ ist abrufbar: hier
(Quelle: Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten, Rheinland-Pfalz)