Insgesamt 15 Insektenhotels zieren ab sofort die Außenanlagen der kreiseigenen Liegenschaften in Heidelberg, Hockenheim, Ladenburg, Neckargemünd, Schwetzingen, Sinsheim, Weinheim und Wiesloch. Mit dieser Maßnahme möchte das Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis Ersatzlebensräume für heimische Wildbienenarten schaffen, wie beispielsweise die Gehörnte Mauerbiene.
Außenanlagen werden naturnah umgestaltet
„Schon durch kleine Maßnahmen kann jeder von uns einen wichtigen Beitrag für den Erhalt der Biodiversität leisten“, freut sich Landrat Stefan Dallinger über das gelungene Projekt und unterstreicht: „Wir sind bestrebt, unsere Außenanlagen insgesamt so umzugestalten, dass sie naturnahe Lebensräume für heimische Insekten, Vögel und Kleinsäugetiere bieten.“
Schülerfirma baute Insektenhotels
Initiiert wurde die Aktion von der Biodiversitätsmanagerin des Kreises, Hannah Schuler, umgesetzt durch die Schülerfirma MIDENA am Stift Sunnisheim Sinsheim, einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung des Rhein-Neckar-Kreises. Die Schülerfirma, bestehend aus sechs Schülern sowie drei betreuenden Lehrkräften, planten und bauten gemeinsam mit Schuler zwei verschiedene Modelle der Wohnquartiere aus Recyclingmaterial und Stämmen heimischer Laubbäume – einige davon ziert sogar das Logo des Rhein-Neckar-Kreises. Für die benötigten Nistgänge bohrten die Schüler mindestens 5 cm tiefe Löcher in die Stämme. Oben wurde ein Dach angebracht, damit keine Niederschläge in das Holz eindringen und zum Schimmeln der Nisthöhlen und somit zum Absterben der Bienen-Larven führen können.
Warum ein „Hotel“ für Wildbienen?
Hannah Schuler erklärt: „Von einem Hotel zu sprechen, kann etwas irreführend sein. Die Bewohner – Wildbienen und verwandte Hautflügler – sollten hier eher als Mieter einzelner Apartments betrachtet werde. Manche bleiben nur ein paar Monate, bis ihre Entwicklung abgeschlossen ist, andere hingegen verbringen zwei bis drei Jahre in ihren ‚Zimmern‘ bis sie das entsprechende Entwicklungsstadium erreicht haben.“
Ersatzhabitat für unterschiedliche Insektenarten
Die Insektenhotels dienen als Ersatzhabitat für unterschiedliche Insektenarten. Hier legen die solitär lebenden Wildbienen wie die Gehörnte Mauerbiene Nektar, Pollen und ein Ei ab. Anschließend verschließen sie die Brutzelle mit einer Lehmschicht. In einer Röhre können somit bis zu 20 Brutzellen hintereinander angelegt werden. Die vorderste Brutzelle bleibt in der Regel zum Schutz vor Räubern leer. „Ganz außen wird das Loch mit einer besonders dicken Schicht Lehm verschlossen. In der Brutzelle wird aus dem Ei eine Larve und schließlich eine Biene. Sobald die Außentemperaturen es zulassen, öffnen die Bienen durch Aufbeißen der Lehmschicht die ‚Tür‘ ihres Zimmers und fliegen aus“, beschreibt die Biodiversitätsmanagerin.
Rund ein Viertel der etwa 566 in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten leben nicht als sogenannte Bodenbrüter. Natürlicherweise bezieht dieses Viertel vertrocknete Pflanzstängel oder nistet beispielsweise unter Baumrinden. Die bodenbrütenden Arten hingegen nutzen selbstgebaute Gänge im Erdreich zur Eiablage.
Wer selbst Nistmöglichkeiten für Wildbienen und Hautflügler schaffen möchte, findet hilfreiche Tipps zum Bau von Insektenhotels: hier
(Quelle: Rhein-Neckar-Kreis)