V.li.: Bürgermeister Michael Grötsch, Landesumweltminister Franz Untersteller, Karl-Heinz Frings (GBG-Geschäftsführer), Martin in der Beek (Technischer Geschäftsführer, RNV), Gregor Kiefer (GBG-Bereichsleiter Baumanagement). Foto: Stadt Mannheim / Markus Proßwit

Sauberer und leiser soll die Stadt Mannheim werden: Unter der Überschrift „blue_village_Franklin“ werden mit der Konversion der ehemaligen Militärfläche „Franklin“ wichtige Zukunftsthemen wie neue Mobilität, Energieeffizienz, klimaoptimiertes Wohnen oder Smart Grids erprobt. Das Projekt SQUARE, zwei nach neuesten energetischen Standards sanierte Modellhäuser, sowie die elektromobilen Buslinien 66 und 67 sind Teil dieses Masterplans. Franz Untersteller (MdL und Landesminister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft) besuchte am 4. August 2020 im Rahmen seiner Sommertour „Umwelt-Zukunft“ die beiden Modellprojekte im neuen Stadtquartier.

Klima- und energieoptimiertes Wohnen

„Mit SQUARE zeigen die Stadt Mannheim und die Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft einen Weg, wie sich klima- und energieoptimiertes Wohnen in Bestandsgebäuden gestalten lässt“, sagte der Umweltminister. „Es ist eindrucksvoll zu sehen, was hier in Sachen Gebäudesanierung, Elektromobilität und Smart Grids umgesetzt wurde. Und es wird spannend sein, die Ergebnisse dieses Modellprojekts auszuwerten und für andere Projekte nutzbar zu machen.“

Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz erklärt: „Mit Franklin entsteht ein ökologisches Stadtquartier für über 9.000 Menschen, das neue Maßstäbe setzen wird. Unser Ziel ist es, im ganzen Stadtteil möglichst wenig Energie zu verbrauchen, möglichst viel erneuerbare Energie lokal zu erzeugen und möglichst wenige Emissionen zu verursachen. In diesem Zusammenhang stellt das Modellprojekt SQUARE zwei interessante Lösungsansätze vor.“

Modellprojekt zur energetischen Gebäudesanierung

Bereits 2014 wurde das Modellprojekt zur energetischen Gebäudesanierung SQUARE (smart quarter and urban area reducing emissions) im Rahmen des Wettbewerbs „Klimaschutz mit System“ des Umweltministeriums Baden-Württemberg prämiert. Der Projektantrag SQUARE wurde von der Wirtschaftsförderung der Stadt Mannheim in Kooperation mit der Klimaschutzleitstelle erarbeitet. Dank der Auszeichnung konnte SQUARE damals in das EFRE-Förderprogramm aufgenommen und mit drei Millionen Euro unterstützt werden.

„SQUARE steht für eines der ambitioniertesten Vorhaben im Bereich GreenTech und Klimaschutz der Stadt Mannheim im vergangenen Jahrzehnt. Es ist eines der Pionierprojekte, das aus dem Strategiekonzept „Blue City Mannheim“ der Wirtschaftsförderung entwickelt wurde. Die Green-Tech-Innovationsstrategie aus dem Jahr 2013 ist weiterhin hochaktuell und stellt die Weichen für klimaneutrale Mobilität und Smart Grids“, unterstreicht Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch.

Ende 2019 zogen die ersten Mieter ein

Die GBG – Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft hat das Modellprojekt auf Franklin schließlich erfolgreich umgesetzt. Ende 2019 zogen die ersten Mieter ein. Die beiden fast baugleichen Gebäude wurden nach unterschiedlichen Standards saniert: das eine Gebäude nach EnEV-Standard (SQUARE now), das zweite Gebäude mit Passivhauselementen nach einem EnerPhIT-Standard (SQUARE next). Dabei werden Technologien wie Smart Grids, saisonale Wärmespeicherung mittels Eisspeicher und intelligente Mobilitätskonzepte erprobt. Die insgesamt 48 Mietwohnungen verteilen sich auf 3- bis 5-Zimmer-Wohnungen (84 -109 qm). „Wir sind sehr gespannt, welche Erkenntnisse wir durch SQUARE gewinnen werden. Nach den Berechnungen und Simulationen können wir eine CO2-Einsparung von über 50 Prozent im Vergleich der beiden Gebäude erreichen. Um noch mehr CO2 einsparen zu können, setzen wir auf die Erzeugung regenerativer Energien. Das ENEV-Gebäude erhielt deshalb eine Photovoltaikanlage, das EnerPhIT-Gebäude eine Solarthermieanlage“, erklärte Karl-Heinz Frings, Geschäftsführer der GBG.

In Sachen Elektromobilität zeigt die MVV auf Franklin, was heute schon möglich ist. Neben umweltfreundlichen Carsharing-Lösungen wie „Franklin mobil“, werden öffentlich zugängliche Ladepunkte errichtet, die mit dem Energiemanagementsystem vernetzt und flexibilisiert werden. Gleichzeitig spielt auch der Wärmebereich eine unverzichtbare Rolle. Deshalb hat MVV hier ein innovatives Niedertemperatur-Wärmenetz aufgebaut, das auch die effiziente Integration erneuerbarer Energien ermöglicht.

Weiterer Programmpunkt des Besuchs waren die Elektrobusse

Weiterer Programmpunkt des Besuchs waren die drei Elektrobusse vom Typ E-Citaro, die seit April 2019 in Franklin auf der Linie 67 im Einsatz sind. Einer der Busse wurde ebenso im Rahmen von SQUARE gefördert. Die umweltfreundlichen Busse verkehren im 20-Minutentakt zwischen den Konversionsflächen auf Franklin und der Haltestelle Käfertal-Bahnhof. Damit erhalten die Menschen, die schon jetzt in Franklin leben, einen direkten Anschluss an das ÖPNV-Netz. „Es freut uns, dass wir mit EvoBus einen starken Partner für dieses zukunftsweisende Projekt direkt vor Ort haben“, so Martin in der Beek, Technischer Geschäftsführer der Rhein-Neckar-Verkehr (RNV). „Im vergangenen Jahr haben wir viele wertvolle Erkenntnisse im Betrieb von konventionellen Elektrobussen erhalten und gleichzeitig bewiesen, dass die Technologie auch im harten ÖPNV-Alltag besteht.“

Einsatz von Wasserstoffbussen im ÖPNV

In Zukunft werde man allerdings auch andere Antriebsformen prüfen. „Wir setzen uns aktuell intensiv mit dem Einsatz von Wasserstoffbussen im ÖPNV auseinander und werden diese Technologie auch bald bei der RNV testen“, verrät in der Beek. „Die Fahrt mit dem ÖPNV ist zwar schon per se umweltfreundlicher als die Fahrt mit dem eigenen PKW, aber wir wollen noch mehr für den Klimaschutz leisten und daher auch unsere Fahrzeugflotte soweit es geht auf emissionslose Antriebe umstellen.“

 

(Quelle: Stadt Mannheim)