Die Stadt Mannheim wird das neue Projekt gegen die „Coronafolgen bei Kindern und Jugendlichen“ starten und hierfür ein Budget von 1,36 Millionen Euro investieren. Das hat der Gemeinderat am 5. Oktober 2021 beschlossen. Aufgrund der Schließung fast aller niederschwelligen Unterstützungsangebote und schulischen Angebote während des Lockdowns, wurden die Schwierigkeiten von Kindern und Jugendlichen besonders in den sozialräumlich auffälligen Stadtteilen noch größer. Die Belastungen in den Familien stiegen etwa durch die finanziellen Folgen der Pandemie oder Überlastungssituationen bei Kinderversorgung oder Homeschooling. Hinzu kam der zeitweise Wegfall von gesundheitlicher, psychosozialer und kultureller Unterstützung. Das nun initiierte Förderprogramm soll daher Kinder und Jugendliche vorrangig im Sozialraum fünf und insbesondere in der Neckarstadt-West unterstützen.

Das Projekt soll, orientiert am Bedarf von Kindern und Jugendlichen in einer trägerübergreifenden und vernetzten Zusammenarbeit von September 2021 bis Dezember 2022 umgesetzt werden. Die Finanzierung erfolgt aus Bundes-, Landes- und kommunalen Mitteln. Die Verwaltung, die beteiligten Partner / freien Träger und die Schulen stellen Förderanträge für das bundesweite Förderprogramm „Aufholen nach Corona“, mit dem Ziel, Bundes- und Landesmittel in Höhe von 370.000 Euro zu erhalten.

„Kinder und Jugendliche mussten während der Pandemie viele Einschränkungen hinnehmen. Viele Freizeit- und Unterstützungsangebote sind für sie und ihre Familien im Lockdown zusätzlich zum Schulbesuch in Präsenz weggefallen. Um insbesondere die Kinder und Jugendlichen zu unterstützen, die in einem sozialstrukturell auffälligen Umfeld leben und mutmaßlich die größten Einschränkungen erleben mussten, bieten wir diese speziellen Angebote, damit sie nach der Pandemie nicht den Anschluss verlieren. Dafür haben wir fachbereichsübergreifend das vorliegende Projekt aufgelegt. Ich freue mich sehr, dass wir hierfür auch so zahlreiche Akteurinnen und Akteure aus dem Bildungs- und Jugendförderungsbereich gewinnen konnten, die sich mit uns gemeinsam diesem Ziel verschrieben haben“, betont Bildungs-, Jugend- und Gesundheitsbürgermeister Dirk Grunert.

Förderprogramm hat vier Schwerpunkte

Das Förderprogramm hat vier Schwerpunkte: gesundheitliche Förderung, schulische Förderung, Persönlichkeitsentwicklung und Sozialkompetenz sowie psychische Gesundheit und psychologische Beratung. Zur Umsetzung der Programmschwerpunkte haben die Beteiligten ein umfangreiches Bündel an Maßnahmen und Angeboten geschnürt.

Beispiele:

Bewegung und gesunde Ernährung: Orientiert am Bedarf sollen zusätzliche Sport-, Bewegungs- und Ernährungsangebote organisiert werden. In Zusammenarbeit mit Jugendverbänden, Sportvereinen und Migranten-Selbstorganisationen sollen sowohl Kleingruppenangebote in Schulen, Jugendeinrichtungen oder anderen von Kindern und Jugendlichen gut erreichbaren Orten gemacht werden, als auch zusätzliche Angebote für Trendsportarten wie Parcours oder Fitnessangebote im öffentlichen Raum. Bereits vorhandene Angebote wie der „Kinderzirkus“ oder Tanzangebote der Jugendarbeit Mobil und Neckarstadt-Kids oder Bewegungsangebote wie „PartAdo“ sollen fortgeführt oder ausgeweitet werden.

Schulische Förderung: Nachdem in den Sommerferien bereits verschiedene Lernangebote des Landes durchgeführt wurden, soll auch mithilfe des Bundesprogramms „Aufholen nach Corona“ im Schuljahr 2021/22 das Aufholen der Lernrückstände fortgesetzt werden. In Baden-Württemberg läuft dieses Programm unter dem Titel „Rückenwind“. Im Rahmen des kommunalen Förderprogramms „Mannheimer Cleverlinge²“ wird die KinderHelden gGmbH an der Humboldtgrundschule mit bis zu 15 Mentoren aktiv. Andere schulbegleitende Programme im Fachbereich Bildung wie ergänzende MAUS-Angebote zu den Lernbrücken oder Angebote der Musikschule Mannheim sollen fortgeführt oder ausgeweitet werden. Spezialisierte freie Träger werden zudem in Kooperation mit den Werkrealschulen und Realschulen Angebote im Bereich Schulabsentismus machen.

Psychische Stabilität und Gesundheit: Prognosen aus dem Bereich Jugendhilfe sowie aus der Kinder- und Jugendmedizin, -therapie, und -psychiatrie sagen für den Herbst 2021 übereinstimmend eine deutliche Zunahme der Zahlen junger Menschen voraus, die durch die Pandemie und ihre Begleitumstände belastet sind und mit psychischen Auffälligkeiten reagieren. Als geeignete Maßnahme bietet sich das erprobte, mehrstufige Verfahren psychologischer Beratung der Erziehungsberatungsstellen an:

Über die Psychologischen Beratungsstellen / Erziehungsberatungsstellen kann zunächst ein niedrigschwelliges Angebot der Jugendhilfe vorgehalten werden. Die vorhandenen Kooperations- und Vernetzungsstrukturen ermöglichen den Zugang auch zu denjenigen jungen Menschen und ihren Familien, die von sich aus nicht den Weg in eine Beratungseinrichtung finden. Bedarfsklärungen und die Entwicklung individueller und passgenauer Unterstützungsangebote finden dann im Rahmen von Einzelberatungen statt. Die Beratungsstellen beziehen hierbei das familiäre Umfeld der jungen Menschen ein und bieten neben Einzelberatung bei Bedarf ein Gruppensetting an. Sollte dann weitere Unterstützung aus dem medizinisch-therapeutischen Sektor sinnvoll sein, würde bei den Ratsuchenden für die Inanspruchnahme weiterer Unterstützung geworben.

 

(Quelle: Stadt Mannheim)