Wie kann die Wärmeversorgung in Heidelberg künftig klimaneutral werden? Die Antwort soll eine kommunale Wärmeplanung liefern. Das Umweltamt der Stadt Heidelberg hat gemeinsam mit den Stadtwerken Heidelberg eine Ausschreibung dafür erarbeitet. Darüber wurde der Gemeinderat in seiner Sitzung am 9. Dezember 2021 informiert. Die Stadtkreise und Großen Kreisstädte sind gemäß des Klimaschutzgesetzes Baden-Württemberg verpflichtet, bis Ende 2023 einen Wärmeplan vorzulegen. Das Land stellt dafür Mittel in Höhe von rund 170.000 Euro bereit.
Vier Schritte bis zur Wärmewendestrategie
Mit der kommunalen Wärmeplanung wird eine Strategie zur klimaneutralen Wärmeversorgung bis 2040 entwickelt. Dies erfolgt in vier Schritten: Mit einer Bestandsanalyse werden der aktuelle Wärmebedarf und die resultierenden Treibhausgasemissionen ermittelt. Danach werden die Potenziale zur Energieeinsparung, von erneuerbaren Energien und von Abwärme ermittelt. Daraus wird ein Szenario für eine klimaneutrale Wärmeversorgung entwickelt und eine Energie- und Treibhausgasbilanz nach Sektoren und Energieträgern für 2030 und 2040 dargestellt. Zudem erfolgt eine Beschreibung der künftig notwendigen Versorgungsstruktur. Darauf aufbauend soll eine kommunale Wärmewendestrategie mit einem Maßnahmenkatalog erarbeitet werden.
Die Heidelberger Wärmeversorgung erfolgt zu knapp 50 Prozent mit Fernwärme und zu knapp 50 Prozent mit Erdgas und Heizöl. Strom und Holzöfen haben einen geringen Anteil. Die klimaneutrale Wärmeversorgung erfordert also eine Umstellung der Fernwärme auf erneuerbare Quellen und einen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern Erdgas und Erdöl.
Erkenntnisse der Stadtwerke Heidelberg fließen mit ein
Bei der Erstellung der kommunalen Wärmeplanung sollen Erkenntnisse aus der Energiekonzeption 2020 / 2030 der Stadtwerke Heidelberg und dem „Sachstandszwischenbericht zur Grünen Fernwärmeversorgung in Heidelberg“ der Stadtwerke berücksichtigt werden. Dieser wurde dem Gemeinderat ebenfalls vorgelegt. Demnach ist die Transformation zu einer „grünen“ Fernwärme auf einem guten Weg und muss regional gedacht sowie in Kooperation mit bewährten Fernwärmepartnern umgesetzt werden.
Im Zwischenbericht werden mögliche Maßnahmen zur Einbindung erneuerbarer Quellen in das Fernwärmenetz untersucht – darunter Biomasse, Umweltwärme, Abwärme und Geothermie. Des Weiteren werden Themen wie die Spitzenlastdeckung, die Zusammenführung der Potenziale und des Lastgangs sowie die möglichen Temperaturniveaus der Fernwärme in der Studie betrachtet. Mit diesen Bausteinen wird die Wärmeerzeugung für die Heidelberger Fernwärme bis 2030 rund 80 Prozent CO2-neutral erfolgen können, so der Zwischenbericht.
Klimaschutzaktionsplan: Ziele für die „grüne“ Fernwärme
Die Stadt Heidelberg hatte im Rahmen des Klimaschutzaktionsplans folgende Ziele formuliert, um die Transformation der Fernwärme von der konventionellen, kohlebasierten Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung hin zu einer „grünen“ Fernwärme zu gestalten:
- Grüne Wärme: bis 2020 für alle Fernwärme-Kunden 50 Prozent „grüne“, CO2-neutrale Wärme (Ziel bereits erreicht)
- bis 2025 Erzeugung von einem Drittel der Fernwärme in Heidelberg
- Gestaltung der Fernwärme bis 2030 weitgehend CO2-neutral
- ab 2030 kein Fernwärme-Bezug aus Steinkohle
Weitere Erkenntnisse werden berücksichtigt
Bei der Erarbeitung der kommunalen Wärmeplanung sollen darüber hinaus auch die Erkenntnisse der „Potenzialstudie Klimafreundliche Fernwärme ohne GKM 2030“ des BUND und Fraunhofer IEE berücksichtigt werden – diese wurden dem Ausschuss für Klima, Umwelt und Mobilität am 17. November 2021 vorgelegt. Parallel zur Vorbereitung der kommunalen Wärmeplanung wurde eine Standortprüfung für Flusswasser-Wärmepumpen zur Fernwärmeerzeugung gestartet. Über die Ergebnisse wird 2022 im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität berichtet.
(Quelle: Stadt Heidelberg)