„Wir haben uns als Landesregierung verpflichtet, den Pestizideinsatz in Hessen zu reduzieren und gehen auf landeseigenen Flächen mit gutem Beispiel voran. Gerade im Wald ist der Verzicht auf solche Gifte wichtig für den Erhalt und den Schutz der natürlichen Artenvielfalt. Deshalb haben wir uns nun gegen die Vergiftung von Kurzschwanzmäusen im Staatswald entschieden“, sagte Hessens Umweltministerin Hinz heute (7. Dezember 2020) in Wiesbaden.
Jüngste Erhebungen deuten auf eine erhöhte Population von Erd-, Feld- und Rötelmäusen in den hessischen Wäldern hin. Das Fressverhalten der Mäuse kann junge Bäume der nächsten Waldgeneration gefährden. Aber der Einsatz von Mitteln zur Nagetierbekämpfung (Rodentizide) steht dem Ziel, dem Erhalt der Artenvielfalt im Hessischen Staatswald, entgegen. Es gilt, zu vermeiden, dass Gift von den Fressfeinden der Mäuse – wie Mauswiesel, Hermelin, Greifvögel und Füchsen – aufgenommen wird.
Die Biodiversität erhält Vorrang
„Wir haben uns dafür entschieden, bei Konflikten zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz der Biodiversität den Vorrang einzuräumen. So haben wir es in der Richtlinie zur Bewirtschaftung des Staatswaldes festgeschrieben, die wir gemeinsam mit Naturschutz-, Forst-, und Holzverbänden erarbeitet haben. Dieser Linie bleiben wir treu, auch wenn es die notwendige Wiederbewaldung an einigen Stellen schwieriger macht. Bislang sind allerdings nur auf einem kleinen Teil der Wiederaufforstungsflächen kritische Fraßschäden zu befürchten. Mit den Experten unserer Forstlichen Versuchsanstalt werden wir nach Alternativen suchen, um ohne Gifteinsatz und trotz der aktuellen Mäusevermehrung neuen klimastabilen Wald zu begründen“, betont die Ministerin.
Die aktuelle Entscheidung steht auch im Einklang mit weiteren Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt durch Reduzierung des Pestizideinsatzes. Der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft und die hessische Glyphosat-Ausstiegsstrategie sind wichtige Eckpfeiler dieses Vorgehens. Das Land hat sich damit zum Ziel gesetzt, den pestizidfreien Ökolandbau bis 2025 auf 25 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche zu steigern und den Einsatz von glyphosathaltigen Herbiziden und ähnlichen Wirkstoffen in der gesamten hessischen Landwirtschaft sowie in hessischen Wäldern, Gärten und auf Freiflächen zu beenden.
(Quelle: Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz)