Um die Warnungen vor Starkregenereignissen zu verbessern und im Ernstfall eine bessere Übersicht der Lage zu bekommen, beobachtet die Stadt Heidelberg kleine Nebengewässer des Neckars. In einer Pilotphase testet sie den Betrieb von Beobachtungspunkten an mehreren Bächen. Zusammen mit gemessenen Niederschlags- und Radardaten sollen auf lange Sicht Warnschwellen erarbeitet werden, welche für lokale Warnungen verwendet werden sollen. Die Stadt hat sich außerdem dem Flutinformations- und -warnsystem (FLIWAS) des Landes angeschlossen.
Alle vier Minuten wird der Wasserstand gemessen
An den bereits installierten Beobachtungspunkten am Mühlbach (Turnerbrunnen), Schweinsbächel (Hirschgasse), Stein- und Peterstaler Bach (Ziegelhausen), Schlierbach (Wolfsbrunnen) und Rohrbach (Kühler Grund) wird nun der Wasserstand automatisiert alle vier Minuten in das verwaltungsinterne Flutinformations- und -warnsystem übertragen. Zusätzlich wird in Ziegelhausen und Schlierbach der Niederschlag gemessen. Zusammen mit bereits existierenden Niederschlagsmessern im Stadtgebiet sowie den radarbasierten Prognosen sogenannter „virtueller Niederschlagsschreiber“ soll ein gezielteres Vorgehen und eine verbesserte Warnung ermöglicht werden. Durch die installierten Kameras können zudem kritische Punkte routinemäßig geprüft werden, wie beispielsweise Einlaufgitter auf mögliche Verstopfungen durch Äste.
Folgen des Klimawandels: Schwer vorhersagbare und sehr lokale Starkregenereignisse
Bislang lagen Pegeldaten nur vom Neckar vor, welche über die Hochwasservorhersagezentale Baden-Württemberg (HVZ) bereitgestellt werden. Ein Hochwasserschutzplan regelt das Vorgehen der Stadt in Abhängigkeit des gemessenen Pegelwertes. Durch die Integration der neuen Daten in das Flutinformations- und -warnsystem können auf lange Sicht Niederschlags-Abfluss-Beziehungen untersucht und damit Warn- und Maßnahmenschwellen auch für kleinere Gewässer festgelegt werden. Im Zuge des Klimawandels wird es häufiger zu sehr lokalen und schwer vorhersagbaren Starkregenereignissen kommen. Insbesondere kleine Gewässer haben dabei eine große Bedeutung.
Überwachung weiterer Gewässer nach Pilotphase denkbar
Das einjährige Pilotprojekt wurde im Rahmen des städtischen Starkregenrisikomanagements als Maßnahme zur Klimawandelanpassung federführend durch das Amt für Umweltschutz, dem Abwasserzweckverband zusammen mit dem Tiefbauamt und der Feuerwehr in Kooperation mit dem Start-Up KWMSys GmbH umgesetzt. Nach einer erfolgreichen Pilotphase ist die Überwachung weiterer Gewässer und kritischer Punkte im Stadtgebiet denkbar.
Stadt empfiehlt Nutzung der Warn-App NINA
Die Stadt Heidelberg ruft dazu auf, die kostenfreie Warn-App NINA auf dem Smartphone zu installieren. Über diese App können sowohl Warnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) als auch der Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg (HVZ) empfangen werden. Auch die Stadt Heidelberg warnt über die App zum Beispiel bei Großbränden oder Gefahrstoffausbreitungen. Für lokale Starkregen- und Hochwasserereignisse im Stadtgebiet wäre dies nach der Pilotphase ebenfalls denkbar. Nach dem jüngsten Beschluss des Gemeinderates baut die Stadt zudem ein lokales Sirenennetz auf, über welches ebenfalls gewarnt werden könnte.
(Quelle: Stadt Heidelberg)