Blick auf ein Wasserbecken in der Heidelberger Bahnstadt. Foto: PVH Heidelberg

Bei Regen füllen sich die Wasserbecken in der Heidelberger Bahnstadt. Das Wasser kommt in diesem Fall aber nicht nur von oben. Es fließt auch unterirdisch in die vier Einzelbecken, die sich im Langen Anger auf insgesamt 450 Meter Länge aufreihen. Die Wasserbecken sind Teil eines Regenwasserkonzepts, das bereits mit der anfänglichen Rahmenplanung der Bahnstadt erstellt wurde. Über den geplanten Umbau des dritten Wasserbeckens zwischen Cambridge- und Rehovotstraße hat der Stadtentwicklungs- und Bauausschuss am 17. November 2020 beraten und sich mehrheitlich dafür ausgesprochen. Es folgt der Haupt- und Finanzausschuss am 24. November 2020. Die finale Entscheidung trifft der Gemeinderat am 17. Dezember 2020.

Regenwasserkonzept entlastet Abwasserkanal

In den Becken zwischen Schwetzinger und Pfaffengrunder Terrasse wird das Regenwasser aus den angrenzenden Baufeldern gezielt gesammelt. Bei Regen steigt der Wasserspiegel an, das überschüssige Wasser versickert in den angrenzenden Rasenflächen. Das Wasser der Dach- und Erschließungsflächen der umgebenden Bebauung wird so zu mindestens 50 Prozent vor Ort zurückgehalten. Dies trägt zur Entlastung des städtischen Abwassersystems und der Wiederaufbereitung bei. Außerdem konnte der Abwasserkanal im Langen Anger auf diese Weise geringer dimensioniert werden.

Zwei von vier Wasserbecken wurden 2017/2018 umgebaut

Im Laufe des Betriebes der Wasserbecken in den vergangenen sechs Jahren hat sich gezeigt, dass ein sehr hoher Personalaufwand betrieben werden muss und dass eine gute Wasserqualität nur durch die Verwendung von Phosphat-Bindemitteln sowie der Einspeisung von Grundwasser in einem für die Stadt Heidelberg nicht mehr wirtschaftlichen Umfang gewährleistet werden kann. 2017/2018 wurde das Wasserbecken zwischen Rehovotstraße und Pfaffengrunder Terrasse daher umfangreich umgebaut. Nach den ersten beiden Betriebsjahren zeigte sich dauerhaft eine erheblich verbesserte Wasserqualität, so dass künftig ein weitaus geringerer Betriebsaufwand besteht. Zeitgleich zu diesen Umbauarbeiten wurde auch das Wasserbecken an der Schwetzinger Terrasse saniert.

Nun soll auch das Wasserbecken zwischen Cambridge- und Rehovotstraße neu angelegt werden. Dazu kann die Stadt die Erkenntnisse aus den ersten beiden Umbaumaßnahmen nutzen. Nach Fertigstellung wird der Regenabfluss bereits vor der Einleitung in das Wasserbecken gefiltert und nicht erst im Becken. So kann das von den Dachflächen ausgeschwemmte Phosphat in den neu eingebauten Filtern, die zusätzlich mit Eisenhydroxid versetzt werden, gebunden werden und Algen können weniger Nahrung finden. Zudem soll das Wasserbecken eine glatte Teichsohle anstatt Schotter erhalten. Dadurch kann der Untergrund besser gereinigt werden. Durch die Maßnahme ergeben sich ein geringerer Pflegeaufwand und eine verbesserte Wasserqualität. Die Sanierungsarbeiten sollen im Sommer 2021 erfolgen. Die Maßnahme in Höhe von 810.000 Euro beinhaltet sowohl die Planungskosten für die Sanierung als auch die Baukosten und die Bauüberwachung.

Regenwasser verbleibt vor Ort / besseres Mikroklima

Die Regenwassersammlung hat mehrere Vorteile: Das Regenwasser speist im Wesentlichen die Wasserbecken und versickert darüber hinaus in den angrenzenden Rasenflächen. Das kommt dem Grundwasserspiegel zugute, der aufgrund abnehmender Niederschläge deutschlandweit immer weiter sinkt. Auch oberirdisch besitzen die Wasserbecken eine erhebliche ökologische Bedeutung. An heißen Tagen verdunstet Regenwasser und kühlt die Luft. Das verbessert das Mikroklima im Umfeld. Den Bewohnern bietet die grüne Freifläche am Wasser einen weiteren Treffpunkt.

Gesetzliche Grundlagen für das Regenwasserkonzept sind das Wassergesetz für Baden-Württemberg und die Niederschlagswasserverordnung des Landesministeriums für Umwelt und Verkehr. Danach soll Niederschlagswasser von Grundstücken, die nach dem 1. Januar 1999 bebaut werden, durch Versickerung oder ortsnahe Einleitung in ein oberirdisches Gewässer abfließen, sofern dies mit vertretbarem Aufwand möglich ist. Darauf aufbauend wurde für die Bahnstadt eine Teichwasseranlage mit Filterbecken geplant und 2014/2015 umgesetzt.

Ausblick: Becken zwischen Montpellier- und Cambridgestraße soll folgen

Kommt der Umbau zwischen Cambridge- und Rehovotstraße, verbleibt noch das Wasserbecken zwischen Montpellier- und Cambridgestraße, das ebenfalls neu angelegt werden muss. Im Vorgriff sollen die erforderlichen Planungen bereits mit dem aktuellen dritten Becken erarbeitet werden. Für die geplante bauliche Umsetzung fallen voraussichtlich Kosten in Höhe von 480.000 Euro an. Die Mittelbereitstellung erfolgt vorbehaltlich der Haushaltsplanberatungen zum Doppelhaushalt 2021/2022. Ein Baubeginn ist für das Jahr 2022 anvisiert.

 

(Quelle: Stadt Heidelberg)