„Die Trockenheit im Jahr 2018 hat erhebliche Schäden in unseren Wäldern angerichtet“, sagt Revierleiter Dirk Ruis-Eckhardt. „Die Auswirkungen werden zum größten Teil erst jetzt sichtbar, Absterbeerscheinungen in dieser Größenordnung habe ich in 25 Dienstjahren noch nicht erlebt.“ Bereits im letzten Herbst hat eine beginnende Massenvermehrung von Borkenkäfern viele Fichten und Lärchen zum Absterben gebracht. Ein kühler Mai hat die weitere Ausbreitung leider nur gedämpft – das Sterben des Nadelholzes geht weiter.
Viele Bäume treiben nicht mehr aus
Paradoxerweise hat erst der Laubaustrieb gezeigt, wie stark auch die Laubbäume unter der sehr trockenen und heißen Witterung des letzten Jahres gelitten haben. Viele Bäume treiben nicht mehr aus. Viele andere zeigen eine nur sehr schüttere Belaubung – meist der Anfang vom Ende. Besonders betroffen sind die Wälder in der Ebene und den niedrigen Lagen oberhalb der Weinberge, am Hemsberg, am Kirchberg aber auch im Baßmannpark. Besonders wenn der Boden kiesig und trocken ist oder an Waldrändern, die dem Hitzestress besonders stark ausgesetzt waren, sind die Schäden extrem auffällig.
Durch mangelnde Vitalität können sich die Bäume schlecht gegen zum Teil neu auftretende Schadorganismen zur Wehr setzen. Ein Pilz löst zum Beispiel das Eschentriebsterben aus. Zunächst sind nur die Triebspitzen betroffen, meist stirbt der Baum dann nach wenigen Jahren. Die Rußrindenkrankheit am Ahorn, ebenfalls durch einen Pilz verursacht, hat sich rasend schnell ausgebreitet und führt dann, wenn der Baum befallen wurde, immer zum schnellen Tod des Baumes. Leider sind von den Trockenschäden auch alte Buchen und Eichen betroffen.
Erhöhtes Gefahrenpotenzial für Waldbesucher
Die Schäden am Wald bedeuten aber auch ein erhöhtes Gefahrenpotenzial für Waldbesucher, besonders, da die am stärksten betroffenen Flächen auch Erholungsschwerpunkte sind. Tote und trockene Bäume können umstürzen, in den Baumkronen hängen Totäste, die jederzeit herabstürzen können. Deshalb ist bei starkem Wind oder Sturm von Spaziergängen im Wald absolut abzuraten! Die Bevölkerung wird um Verständnis gebeten, dass deshalb dieses Jahr auch im Sommer Bäume gefällt werden müssen, da sonst der Umfang der notwendigen Arbeiten nicht zu schaffen ist. „Dies geschieht nicht aus wirtschaftlichen Gründen“, wie Revierförster Dirk Ruis-Eckhardt ausdrücklich betont. „In den genannten Bereichen kann das Holz nicht aus dem Wald verbracht und vermarktet werden – es geht rein um die Sicherheit der Waldbesucher!“ Es wird penibel darauf geachtet, dass besondere Habitatbäume zunächst erhalten bleiben. Bäume mit Spechthöhlen oder Horsten bleiben derzeit stehen und werden dann in einem zweiten Durchgang im Herbst gefällt, wenn die Brutzeit vorbei ist.
Vielfalt ist das beste Rezept für den Wald im Klimawandel
Mit diesem Vorgehen kann fast komplett auf die Sperrung von Waldwegen verzichten werden. Lediglich am Hemsberg muss ein Wanderweg aufgrund der Häufung von Habitatbäumen zunächst gesperrt werden. Leider stimmt die Prognose von Klimaforschern nicht hoffnungsvoll: Extreme nehmen weiter zu – Großwetterlagen liegen stabiler als früher. Dies führt zu ausgeprägteren Dürrezeiten, zum Teil aber auch nasseren Wintern – was die Waldarbeit auch erheblich behindern kann. Experten zeigen auf, wie der klimastabile Wald der Zukunft aussehen sollte: geprägt von Mischbeständen aus standortgerechten Baumarten, die sich auch nach Alter und Größe unterschiedlich zeigen: Vielfalt ist das beste Rezept für den Wald im Klimawandel. An dieser Vision wird im Bensheimer Stadtwald auch nach dem Rückschlag durch den Trockensommer 2018 weiter gearbeitet.