Wildkatzenwanderwege zwischen Wäldern funktionieren. Diese Zwischenbilanz zieht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) nach 15 Jahren Engagement in seinem „Rettungsnetz Wildkatze“. Insgesamt 25 Waldverbindungen aus Büschen und Bäumen hat der BUND seit 2004 mit Hilfe hunderter Freiwilliger gepflanzt. Diese grünen Korridore erleichtern der gefährdeten Europäischen Wildkatze in inzwischen sechs von elf Bundesländern mit Wildkatzenvorkommen das Wandern zwischen ihren isolierten Lebensräumen. Das bundesweite genetische Monitoring des BUND hat mehrfach belegt, dass die gepflanzten Waldverbindungen angenommen werden.
„Die Vernetzung von Wäldern ist ein Erfolgsrezept für den Schutz seltener Arten wie der Wildkatze. Wir ermöglichen es den Tieren, neue Lebensräume zu erobern und stabile Populationen zu bilden“, so Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND. „Angesichts des Artenrückgangs auch vor unserer Haustür ist das ein wahrer Lichtblick.“
Systematische Wildkatzen-Inventur
Begleitet wird die Vernetzung der Wälder im BUND-„Rettungsnetz Wildkatze“ durch eine systematische Wildkatzen-Inventur. Insgesamt mehr als 4.800 Wildkatzen-Haarproben in elf Bundesländern wurden vom BUND bereits – auch auf den neu geschaffenen Waldverbindungen – zusammengetragen und vom Forschungsinstitut Senckenberg analysiert. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung: „Mit dem ‚Rettungsnetz Wildkatze‘ ist es erstmals gelungen, genetische Daten zu fast 1.300 einzelnen Wildkatzen in ganz Deutschland in einer Datenbank zusammenzutragen. Das ist ein echter Meilenstein in der Erforschung dieser seltenen Tiere – und damit auch unserer biologischen Vielfalt.“
Auch die genetischen Daten hessischer Wildkatzen finden sich in der Datenbank. In Hessen werden seit vielen Jahren systematisch die Vorkommen der Wildkatze erfasst. So zum Beispiel auch im Krofdorfer Forst bei Gießen, wo die Wildkatzenpopulation bereits seit sieben Jahren gemeinsam mit dem Forstamt Wettenberg und dem NABU Wettenberg unter die Lupe genommen wird. „Das besondere an der Untersuchung ist ihre Länge. Ein Dauermonitoring ermöglicht uns, ganz spezifischen Fragestellungen auf den Grund zu gehen“, erklärt Susanne Schneider, Projektmanagerin des BUND Hessen. „50 verschiedene Wildkatzen haben wir in den vergangenen Jahren nachgewiesen, wobei wir jedes Jahr zwischen acht und 19 Individuen feststellen. Die Mehrzahl der Tiere wird neu nachgewiesen, einige bleiben aber im Gebiet und reiben sich regelmäßig an den Lockstöcken.“
Wildkatzen brauchen naturnahe Laubmischwälder
Die Europäische Wildkatze in Deutschland zu erhalten und zu schützen, darf aus Sicht des BUND aber nicht allein in den Händen von Naturschutzverbänden und Forschung liegen. „Wir haben gezeigt, dass Waldvernetzung machbar ist und funktioniert. Genauso wichtig ist, den Lebensraum Wald selbst zu verbessern: Wildkatzen brauchen naturnahe Laubmischwälder, keine naturfernen Fichten- und Kiefernforste, die angesichts der Klimakrise aktuell massenhaft zusammenbrechen. Dahingehend müssen wir unsere Wälder dringender denn je umbauen. Wir haben mit dieser schönen Tierart einen Schatz in unseren Wäldern. Es liegt in unser aller Verantwortung, der Wildkatze und vielen anderen gefährdeten Tierarten den Raum zu geben, den sie zum Überleben brauchen“, appelliert Weiger an Entscheiderinnen und Entscheider in Politik, Forstwirtschaft und Jagd.
Weitere Informationen:
Rettungsnetz Wildkatze: www.bund.net/wildkatze
Handbuch Biotopverbund: www.bund.net/biotopverbund