Zwischen Mannheim und Karlsruhe sollen zwei zusätzliche Bahngleise entstehen, die in erster Linie für den Fern-Güterverkehr genutzt werden sollen. Damit baut die Deutsche Bahn (DB) das Streckennetz in Nord-Süd-Richtung zwischen dem Kraichgau und Pfälzerwald aus. Benötigt wird perspektivisch eine zusätzliche Kapazität von 250 bis 350 Güterzügen pro Tag. Derzeit wird in einem aufwändigen und mehrstufigen Verfahren geprüft, über welche Flächen die Schienen verlaufen könnten.
Die Stadt Heidelberg ist im äußersten Westen ihrer Gemarkung betroffen. Dort befindet sich ein Teil der analysierten Linienkorridore. „Natürlich befürworten wir den Ausbau des Schienennetzes, aber das darf nicht zulasten von wertvollen Biotopen und Landschaftsräumen gehen. Die Auswirkungen eines möglichen Gleisverlaufs über unsere Gemarkung sehen wir daher äußerst kritisch. Als Stadtverwaltung mobilisieren wir alle Kräfte, auch im Verbund mit den Nachbarkommunen, um den Projektträgern die sehr hohe Bedeutung unserer Flächen in punkto Naturschutz und Landwirtschaft sowie mit Blick auf geschützte Wohnsiedlungen und Aussiedlerhöfe im betroffenen Landschaftsraum immer wieder zu verdeutlichen“, sagt Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain.
Wie ist der aktuelle Stand der Planungen?
Nachdem die DB mögliche rund 1.000 Meter breite Linienkorridore für die Strecke Mannheim – Karlsruhe festgelegt hat, werden auf Basis dieser Entwürfe durchgehende Linienvarianten entwickelt. Diese benennen den möglichen Verlauf der Gleise konkreter. Festgelegt werden diese Varianten mit Hilfe eines sogenannten Segmentvergleichs, der nun abgeschlossen ist. Dafür hat das Planungsteam sogenannte Gelenkpunkte definiert. Das sind Bereiche, in denen sich mehrere Linienkorridore treffen, tangieren oder schneiden. Ausgehend davon werden verschiedene Linienführungen, sogenannte „Segmente“, zu den nächsten Gelenkpunkten geprüft.
In einer interaktiven Karte des Bahnprojektes auf der DB-Webseite sind die ausgewählten Segmente farblich gekennzeichnet. Außerdem können Besucher dort Notizen in die Karte eintragen und so direkte Anmerkungen an das Projektteam der DB senden.
Zu finden ist die Karte: hier
Wie ist die Gemarkung Heidelberg betroffen?
Nach Auswertung des abgeschlossenen Segmentvergleichs zieht die DB von drei ursprünglich ausgewählten Linienkorridoren im äußersten Westen der Heidelberger Gemarkung noch einen Korridor für eine mögliche Neubaustrecke in Betracht. Dieser führt durch den Landschaftsraum zwischen Heidelberg / Eppelheim und Plankstadt / Oftersheim. Betroffen sind davon die Heidelberger Stadtteile Kirchheim und Wieblingen in den Bereichen Neurott, Kurpfalzhof, PHV und Grenzhof.
Welche Schritte hat die Stadt bereits unternommen?
Die Stadt Heidelberg bringt sich intensiv in das Verfahren ein. Die Stadtverwaltung hat das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe, das das begleitende Raumordnungsverfahren durchführt, aufgefordert, die Bedeutung landwirtschaftlicher Flächen und deren hohe Bodenqualitäten, Biotopvernetzungen, Ausgleichs- und Artenschutzprojektflächen der Biodiversitätsstrategie der Stadt Heidelberg sowie die Zerschneidung von Landschaftsräumen bei allen weiteren Untersuchungen mit größtmöglicher Wichtigkeit zu bewerten.
Darüber hinaus wurde das RP auf geplante Verkehrsprojekte der Stadt Heidelberg und der Region hingewiesen, darunter unter anderem die Pläne, PHV und die Stadt Schwetzingen durch eine Straßenbahn mit Heidelberg zu verbinden, sowie den Bau des Radschnellwegs zwischen den beiden Städten. Damit hat die Stadt Heidelberg zahlreiche Forderungen für den Untersuchungsumfang des Raumordnungsverfahrens gestellt. Städtische Gremien werden seit 8. Februar 2022 von der Stadtverwaltung über die Planungen und das weitere Vorgehen informiert. Am 30. März steht das Bahnprojekt auf der Agenda des Ausschusses für Klima und Mobilität, im 5. Mai geht es in den Gemeinderat.
Wie geht es weiter?
Die von der DB erarbeiteten Linienkorridore werden in ihren Teilsegmenten hinsichtlich sogenannter Raumwiderstände – Eingriffe in Natur und Landschaft sowie Auswirkungen auf Menschen und Lebensräume – bewertet und zu miteinander vergleichbaren Linienvarianten konkretisiert. Im Laufe des Jahres 2023 soll sich die Antragsvariante Schritt für Schritt herauskristallisieren. Diese wird dann als Antragstrasse in ein Raumordnungsverfahren beim RP eingebracht, das im vierten Quartal 2023 starten soll. Daran anschließend findet eine breite Beteiligung der betroffenen Kommunen, Fachbehörden und der Öffentlichkeit durch das RP statt. Die Stadt Heidelberg wird im Zuge des Verfahrens weitere inhaltliche Stellungnahmen abgeben.
Weitere Infos gibt es auf einer DB-Webseite unter:
www.mannheim-karlsruhe.de
Ein Video eines digitalen öffentlichen Info-Abends am 17. Januar 2022 ist abrufbar: hier
Infos zum Planungsstand sowie Übersichtskarten werden ab Minute 39:15 erläutert. Weitere digitale Info-Veranstaltungen sind seitens der DB geplant.
(Quelle: Stadt Heidelberg)