Anlässlich der aktuell vom Bundesinstitut für Risikobewertung veröffentlichten Versuchstierzahlen kritisiert der Deutsche Tierschutzbund, dass noch immer Millionen Tiere in Versuchen leiden und sterben. Zwar sank die Gesamtzahl von 2.902.348 Tieren (2019) auf 2.533.664 in 2020, die Menge an Tieren ist aber weiter erschreckend hoch. Den Rückgang führt der Deutsche Tierschutzbund lediglich auf den bundesweiten Lockdown im Frühling 2020 zurück, als viele Versuchsreihen abgebrochen wurden.
„In den letzten Jahren hat sich bei den Versuchstierzahlen kaum etwas bewegt. Der geringe Rückgang bei den aktuellsten Zahlen ist eher dem Lockdown zu ‚verdanken‘, aber sicher nicht dem Bestreben der Politik. Die neue Bundesregierung ist gefordert, dass EU-Ziel zur Reduktion von Tierversuchen ernsthaft anzugehen. Wir fordern seit Jahren eine Gesamtstrategie für einen Ausstieg, hierzu müssen konkrete Schritte formuliert werden“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Bis zu einem solchen Komplettausstieg fordert der Tierschutzbund, die Förderung von tierleidfreien Alternativmethoden massiv auszuweiten und zumindest schwerbelastende Tierversuche und Versuche an Primaten sofort zu verbieten. Außerdem müsse Deutschland die Vorgaben der EU-Tierversuchsrichtlinie endlich in Gänze umsetzen.
Großteil der Tiere leidet für Grundlagenforschung
Obwohl die Gesamtzahl der in Versuchen verwendeten und zu wissenschaftlichen Zwecken getöteten Tiere um 368.684 sank, nahm der Anteil der Tiere in der Grundlagenforschung von 47 auf 58 Prozent zu. Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert, dass diese Versuche weder einem konkreten noch absehbaren Nutzen für den Menschen dienten.
19 Prozent der Versuchstiere wurden bei der Herstellung oder Qualitätskontrolle von medizinischen Produkten oder für toxikologische Sicherheitsprüfungen verwendet, wie sie etwa für Chemikalien oder Schädlingsbekämpfungsmittel vorgeschrieben sind.
13 Prozent kamen für die Erforschung von Erkrankungen bei Mensch und Tier zum Einsatz. Unter den Versuchstieren finden sich mit 73 Prozent vor allem Mäuse, gefolgt von Fischen (11 Prozent) und Ratten (9 Prozent). Aber auch 71.174 Kaninchen, 2.562 Hunde, 2.111 Primaten und 644 Katzen mussten in Versuchen leiden. „Insgesamt 72.109 Tiere erlitten den höchsten Grad an Schmerzen, Leiden und Schäden – hierunter fallen etwa Organtransplantation von einer Tierart auf eine andere oder zuchtbedingte genetische Störungen, die mit erheblichen Leiden verbunden sind. Bei 913.712 Tieren wurde die Erbinformation manipuliert, um sie künstlich krank oder dem Menschen ähnlicher zu machen“, teilt der Tierschutzbund abschließend mit.
(Quelle: Deutscher Tierschutzbund e.V.)