„Der Klimawandel schreitet voran: Gerade erst haben wir den zweitwärmsten Winter in Deutschland seit Beginn der Aufzeichnungen hinter uns. Um darauf zu reagieren, sorgt Hessen für den Ausbau des ÖPNV und von Radwegen, der Ausweitung von Mooren und für die Entwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft. Um Förderprogramme für den Klimaschutz und die Klimaanpassung zielgerichtet gestalten zu können, sind Forschungsergebnisse, wie sie durch die Forschungsstation hier in Linden gewonnen werden, von großer Bedeutung. Ebenso sorgen wir dafür, dass Erkenntnisse der Wissenschaft ihren Weg in die Praxis finden“, sagte Hessens Umweltministerin Priska Hinz, die am 30. Juli 2020 gemeinsam mit der hessischen Wissenschaftsministerin Angela Dorn die Umweltbeobachtungs- und Klimafolgenforschungsstation in Linden besuchte.
Erforschung zahlreicher Effekte des Klimawandels auf Pflanzenwachstum und Ökosystemprozesse
Die Forschungsstation wird gemeinsam vom Institut für Pflanzenökologie der Justus-Liebig-Universität Gießen und dem Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie betrieben. Die Umweltbeobachtungs- und Klimafolgenforschungsstation Linden erforscht zahlreiche Effekte des Klimawandels auf Pflanzenwachstum und Ökosystemprozesse. Das Kernstück der Anlage sind die FACE-Anlagen mit der Erhöhung der CO2-Konzentration in der Umgebungsluft, um die Veränderungen im Pflanzenwachstum zu untersuchen. Das Projekt wurde 1998 gestartet. Ein wichtiges Ergebnis der Forschung ist, dass sich die Treibhausgasbilanz von Grünland unter erhöhten CO2-Konzentrationen verschlechtern wird und zu geringerer Futterqualität führt. Das bedeutet, Kühe müssen zukünftig mehr Gras fressen, und stoßen dann wahrscheinlich wieder mehr klimaschädliches Methan aus.
„Die Forschungsstation in Linden zeigt, auf was sich die Landwirtschaft in Zukunft einstellen muss. Diese Erkenntnisse müssen in die Entwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft einfließen. Um den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis noch zu verbessern, planen wir gerade im Rahmen des Corona-Sondervermögens ein neues Förderprogramm für nachhaltige landwirtschaftliche Betriebe. Der Fokus liegt dabei auf der Beratung und dem Transfer wichtiger Forschungsergebnisse in die Praxis“, ergänzte Ministerin Hinz.
„Die Klimafolgenforschung und Projekte müssen langfristig angelegt sein“
„Um den Klimawandel aufzuhalten, brauchen wir Lösungen – und hierfür spielen unsere Hochschulen und Forschungseinrichtungen, ihre Forschenden, Lehrenden und die Studierenden gemeinsam eine wichtige Rolle. Die Zusammenarbeit der Umweltbeobachtungs- und Klimafolgenforschungsstation der Uni Gießen mit dem HLNUG ist ein hervorragendes Beispiel, wie diese wichtige Arbeit gelingen kann. Die Klimafolgenforschung und Projekte wie hier in Linden müssen langfristig angelegt sein, um robuste Aussagen treffen zu können. Deswegen freue ich mich, dass die Laufzeit dieses Projekts nun noch einmal um zehn Jahre verlängert wurde“, so Wissenschaftsministerin Angela Dorn.
Auch die anderen Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Hessen forschen im Bereich des Bauwesens, der Infrastrukturplanung, des Gesundheits- und Katastrophenschutzes an Wissen, mit dem die Folgen des Klimawandels gemindert werden können oder sind direkt im Bereich der Klimaforschung aktiv: Die Hochschule Geisenheim zum Beispiel untersucht langfristige Veränderungen einer erhöhten atmosphärischen CO2-Konzentration – die erwarteten Bedingungen um das Jahr 2050 – auf Grünland, Weinbau und Gemüse. Die Ergebnisse dienen als Grundlage, um Handlungsoptionen zu entwickeln, wie Auswirkungen des Klimawandels reduziert werden können. Die Arbeitsgruppe von Prof. Curtius an der Goethe-Universität Frankfurt ist im Bereich der Atmosphärenforschung engagiert und koordiniert gemeinsam mit Prof. Manfred Wendisch (Universität Leipzig) den universitären Anteil des DFG-Schwerpunktprogramms 1294 „Atmosphären- und Erdsystemforschung mit dem Forschungsflugzeug HALO“.
(Quelle: Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz)