Noch sieht man den wenige Tage alten Küken mit dem flauschigen Gefieder nicht an, dass sie in gar nicht allzu langer Zeit zu einem über ein Meter hohen stattlichen Östlichen Kronenkranich mit der namensgebenden auffälligen Federkrone heranwachsen werden. Die drei am 20. Juli 2019 geschlüpften Jungtiere entzücken derzeit die Besucher des Zoo Landau in der großen Afrika-Freiflughalle.
Das erste Mal, dass die Elterntiere Brut und Jungenaufzucht übernehmen
Besonders groß ist die Freude beim Zoo-Team in diesem Jahr über den Nachwuchs, da es das erste Mal ist, dass die Elterntiere Brut und Jungenaufzucht übernehmen. Bei insgesamt fünf Küken war in den beiden Vorjahren eine Aufzucht durch die Tierpfleger nötig gewesen. Zuletzt 2018 allerdings wohl nur, da ein unerwartetes Starkregenereignis das damals am Boden befindliche Nest wenige Tage vor dem Schlupf der Küken überflutete und die Eier daher künstlich ausgebrütet werden mussten. Doch in diesem Jahr verlegten die Kranicheltern ihr Brutgeschäft auf eine ca. 2,5 m über dem Boden gelegene Nistplattform. Hier in luftiger Höhe schlüpften nun auch gleich drei Kranichküken und ließen sich zwei Tage Zeit, bis sie offenbar mit einem gewagten Sprung sicher auf dem Boden landeten. Nun kümmert sich das noch relativ junge Paar weiterhin vorbildlich um den Nachwuchs.
Die Küken folgen den Eltern, haben sogar schon ihre ersten Schwimmausflüge im Teich unternommen und lernen von den adulten Vögeln, welches Futter schmackhaft ist und wie man herankommt. Insekten, sowie Samen, Beeren und andere pflanzliche Kost, im natürlichen Lebensraum noch kleine Amphibien und Reptilien, stehen auf dem Speiseplan. Im Zoo wird dies natürlich weitestgehend einfach erreichbar serviert und den Tieren drohen keine Gefahren. In den Heimatländern im östlichen Afrika kämpft die Art dagegen ums Überleben, da Feuchtgebiete zunehmend Trockenperioden, Entwässerung und Überweidung zum Opfer fallen und der Einsatz von Pestiziden zusätzlich Nahrungsquellen dezimiert. Außerdem wird der hübsche Vogel gezielt für den Verkauf gefangen und seine Eier abgesammelt.
Zoo und Zoofreundeskreis Landau unterstützen ein Schutzprojekt des NABU vor Ort in Ruanda
Zoo und Zoofreundeskreis Landau unterstützen seit nunmehr zwei Jahren ein Schutzprojekt des NABU vor Ort in Ruanda. Der Projektpartner, die Rwanda Wildlife Conservation Association (RWCA), konfisziert illegal erworbene und gehaltene Kronenkraniche, versorgt die Tiere medizinisch, päppelt sie auf und entscheidet, welche dieser Tiere wieder ausgewildert werden können. Auch dauerhaft flugunfähige Kraniche werden langfristig versorgt. Ein weiteres Ziel des Projekts ist die Einrichtung eines Umweltbildungs- und Besucherzentrums, um mit intensiver Umweltbildungsarbeit vor allem für Kinder und Jugendliche das Verständnis für den Lebensraum des Grauen Kronenkranichs zu wecken und für den Schutz der Natur zu sensibilisieren.
Jüngst ist eine ehemalige Volontärin des Zoo Landau von ihrem ersten Aufenthalt im Rahmen von Forschungstätigkeiten zu ihrer Masterarbeit im Studiengang Umweltwissenschaften aus Ruanda zurückgekehrt. Zusammen mit Wissenschaftlern der RWCA werden Daten zur Wanderung bzw. zu Aufenthaltsorten von Kronenkranichen in Ruanda ausgewertet, um die Art effektiver schützen zu können. Laut Weltnaturschutzunion gilt der Kronenkranich als gefährdet, der Populationstrend ist abnehmend. Da ist es natürlich besonders wichtig, dass der Zoo Landau sowohl außerhalb des natürlichen Lebensraums als auch mit seinem Engagement vor Ort dazu beiträgt, die Art zu erhalten.