Im Mai 2019 hat Heidelberg als eine der ersten Städte bundesweit den Klimanotstand ausgerufen – nun legt die Stadt dazu einen Klimaschutz-Aktionsplan mit den ersten 18 konkreten Vorschlägen auf. Sie betreffen alle Lebensbereiche: vom Bauen und Wohnen, Ernährung und Konsum über die naturnahe Stadtgestaltung bis zur Mobilität. Mit diesem Vorstoß will die Stadt die CO2-Emissionen noch weiter reduzieren. Heidelberg hat den Pro-Kopf-Verbrauch von CO2 seit 1987 bereits um etwa 30 Prozent verringert. Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner sagte dazu: „Wir sollten uns das Ziel setzen, dass Heidelberg bis zum Jahr 2030 eine klimaneutrale Stadt wird. Wir sollten alles unternehmen, um dieses Ziel zu erreichen.“

Eine zentrale Klimaschutz-Rolle kommt den Stadtwerken zu

Dazu beitragen sollen u.a. die vermehrte Sanierung von Altbauten und ab 2020 nur noch Plusenergie-Standard für alle Neubauquartiere, in denen also mehr Energie erzeugt als vor Ort verbraucht werden soll. Eine zentrale Klimaschutz-Rolle kommt den Stadtwerken beim Ausbau der Photovoltaik, bei der Lieferung von CO2-neutralem Strom und „grüner“ Fernwärme zu. Ab 2020 erhalten alle Privathaushalte 100 Prozent klimaneutralen Strom. Drastisch ausgebaut werden soll die Eigenproduktion im Bereich erneuerbare Energien. Aber auch private Investoren wie die Heidelberger Energiegenossenschaft spielen eine wichtige Rolle beim Ausbau der erneuerbaren Energien.

Im öffentlichen Nahverkehr sollen die Fahrgastzahlen um 20 Prozent steigen, es soll zeitnah vier Sonderbuslinien ins Umland zur Reduzierung der Pkw-Pendler geben; zudem will die Stadt noch mehr Arbeitgeber für das Jobticket gewinnen. Geplant sind zeitnah vier weitere Radschnellwege sowie eine Radhauptachse in das Neckartal. Zur CO2-Bindung sind „Klimawäldchen“ in den Stadtteilen vorgesehen. Der Gemeinderat entscheidet am 21. November 2019 über das Gesamtpaket, über die einzelnen Maßnahmen dann separat.

Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner betonte bei einem Pressetermin am 21. Oktober 2019 in der Stadtgärtnerei: „Heidelberg legt sich seit rund 30 Jahren für den Klimaschutz ins Zeug – und doch reichen unsere Anstrengungen nicht aus. Wir müssen uns nicht daran orientieren, was heute möglich ist, sondern das tun, was nötig ist. Dieser Maxime folgt der neue 18-Punkte-Aktionsplan. Die Stadt kann es aber nicht alleine richten, alle müssen mitziehen: Die aktuelle CO2-Bilanz zeigt, dass zum Beispiel die Konsum-Entscheidungen jedes Einzelnen großen Einfluss haben. Wir brauchen auch die Unterstützung der großen Arbeitgeber in der Stadt, vor allem der Universität und der Forschungseinrichtungen. Und wir benötigen die Bereitschaft aller Gruppierungen, die öffentliche Infrastruktur auszubauen.“

CO2-Bilanz: Der CO2-Ausstoß sinkt, obwohl die Stadt wächst

Im Auftrag der Stadt erstellt das Heidelberger ifeu-Institut regelmäßig eine CO2-Bilanz. Das Ergebnis der aktuellen Bilanz der Jahre 1987 bis 2018: Seit dem Jahr 2004 sinken die CO2-Emissionen kontinuierlich – und das obwohl die Stadt seitdem gewachsen ist.

Umweltamtsleiterin: „Hauptziel ist die Reduktion der Emissionen“

„Messbare Erfolge erzielen wir bei Klimaschutz und Energiewende nur gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie mit einem breit gefächerten Ansatz. Unser Hauptziel ist die Reduktion der Emissionen“, erläuterte Umweltamtsleiterin Sabine Lachenicht in der Stadtgärtnerei: „Der Klimaschutz-Aktionsplan ist ein Maßnahmen-Mix aus Bereichen wie Mobilität, Konsum und Ernährung, Bauen und Sanieren. Der 18-Punkte-Plan schärft damit die Zielrichtung des bereits bestehenden ,Masterplan 100 % Klimaschutz‘. Unsere Gestaltungsmacht als Kommune alleine reicht allerdings nicht aus. Es ist zusätzliche Unterstützung von außen nötig: Die EU, der Bund und die Länder müssen Rahmenbedingungen schaffen, um die Kommunen bei wirksamem Klimaschutz zu unterstützen.“

Fortschreibung des „Masterplan 100 % Klimaschutz“

Heidelberg hat bereits seit 1992 ein kommunales Klimaschutzkonzept, seit 2014 den „Masterplan 100 % Klimaschutz“. Darin sind rund 140 Maßnahmen verankert, die die Stadt und Experten des Heidelberg-Kreises Klimaschutz & Energie umsetzen (www.heidelberg.de/masterplan100). Dieser Masterplan hat großen Anteil an den sinkenden CO2-Werten in Heidelberg. Dessen Fortschreibung ist derzeit im Gremienlauf. Stimmt der Gemeinderat am 21. November zu, dann werden für 2025 ein Maximal-Ausstoß von insgesamt 800.000 Tonnen und für das Jahr 2030 von insgesamt 600.000 Tonnen als Zwischenziele der gesamtstädtischen CO2-Emissionen definiert. Das wären bei 800.000 Tonnen eine Minderung um rund 35 Prozent im Vergleich zum Beginn der Bilanzierung, bei 600.000 Tonnen eine Minderung um rund 50 Prozent. Über die Einzelmaßnahmen sowie die erforderlichen personellen und finanziellen Ressourcen entscheidet der Gemeinderat dann wiederum separat.

Heidelberg: fortschrittlicher als Bund und Land

Im Vergleich mit Bund und Land weist Heidelberg in vielen klimaschutzrelevanten Bereichen deutlich überdurchschnittliche Ergebnisse auf, beispielsweise bei den Gebäudeenergiestandards: Die Stadt setzt bei Neubauten den Passivhausstandard bei allen städtischen Gebäuden, im neuen Stadtteil Bahnstadt und auf den Konversionsflächen Patton Baracks und PHV um. Das städtische Förderprogramm Rationelle Energieverwendung fördert den Passivhausstandard im Wohnbereich. Der Bund hat in den letzten Jahren trotz großer technischer Fortschritte beim energieeffizienten Bauen die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) weiterentwickelt. Diese bleiben weit hinter den Anforderungen des Passivhausstandards zurück, und auch das geplante Gebäudeenergiegesetz wird keine Verschärfungen bringen.

 

(Quelle: Presse-Info der Stadt Heidelberg)